Mittwoch, 26. Dezember 2012

Weihnachtszeit

Wie es gestern gewesen wäre, rieche ich in Gedanken die Sommerluft des Appenzellerlandes.
Der Duft nach geschnittenem Gras.
Der Abend des 23. Juli 2012.
Still
Ruhig
Mild.

Ich erinnere mich an die Fahrt nach Herisau.
Meine Frau sass am Steuer.
Der Eingang der Klinik beeindruckte mich.
Die alten Gemäuer - boten sofort Schutz.

Hinter den Mauern, da fühlte ich mich sicher.
Sicher vor all den Anforderungen, die sich in meinen Gedanken auftürmten.
Sicher vor den Informatikproblemen.
Sicher vor neuen Aufträgen.
Sicher vor Stürmen, Gewittern, Unwettern.
Sicher vor neuen seelischen Tiefschlägen.
Sicher vor neuen negativen Dingen, die ich nicht mehr verarbeiten konnte.
Sicher vor der Dunkelheit meines Horizontes

Ja, ich erinnere mich sehr gut.

Nun sind 5 Monate vergangen und ich habe vieles gelernt.
Ich musste viel verarbeiten, aufarbeiten.
Ich lernte Zusammenhänge erkennen und merkte, dass es Vorboten gab.
Heute würde ich sie erkennen.

Und ich lernte, wie viele Menschen mich in dieser Zeit liebevoll getragen haben.

Allen voran meine Frau.
Die Stütze im Sturm, wobei sie doch selber litt und oft einfach funktionierte. Jeden Tag kam sie in die Klinik, regelte zuhause alles und sprach mir Mut zu. Ohne sie wäre ich geblieben. Ich hatte einfach weder Mut, noch Kraft, noch Energie.

Mein Bruder J.
Ja, er wurde in dieser Zeit mein Bruder. Er schickte mir ein SMS, das ich aufbewahrte und immer wieder las. Telefongespräche, Mails. Später der Samstag mit ihm von Schwellbrunn nach Lüterkofen.

Mein Schwiegervater.
Die Stütze meiner Frau. Rief jeden Tag meine Frau an. Hörte zu und machte wiederum ihr Mut.

Meine Töchter und mein Sohn
Als sie es erfuhren, meldete sich jeder auf seine Weise. Einfühlsam, erschrocken, Hilfe anbietend. Sie gaben mir weiteren Sinn für meine neuen kleinen Ziele.

Meine Nachbarn
Ich spürte förmlich, wie sie an mich dachten. Der Besuch am ersten Samstag zuhause und die herzliche Umarmung von W. Das gibt es nur im Appenzellerland.

Auch C. meine Nichte, schrieb mir in dieser Zeit liebe Nachrichten. Ich wusste nicht, dass es ihr auch schlecht ging.

Lieferanten und Kunden
Es kamen Karten, ein Paket, Mails, ich hätte das nie erwartet. Und sie brachten grosses Verständnis auf.

Und dann folgte die Zeit zuhause.
Die Anfangszeit war schwierig. Ich hatte schlechte Tage, sehr schlechte.
Und meine Frau half mir immer aus diesen Löchern.
Selbst an Tagen, wo sie am Morgen früh um 5 Uhr auf den Zug musste.
Ich musste mich neu kennenlernen, die Situation erfassen.


Weitere Tiefschläge folgten.
Das Abgeben grosser Projekte.
Mein Bruder K. starb an einem Herzinfarkt
Wir erfuhren dass unser Hausbau sich verzögern würde.

Meine persönliche Weihnachten
Und dann erlebte ich meine ganz persönliche - einmaligen Weihnachten:
Da unser Haus noch nicht fertig war, durften wir zur Überbrückung in die Wohnung im Haus meines Neffen.
Sein Kollege R. stellte uns die möblierte Wohnung einfach zur Verfügung, ohne, dass wir ihn persönlich kannten. Weihnachten pur - eine Herberge für zwei, die am Rande der Verzweiflung angelangt waren.
Zwei, die keine Kraft mehr hatten.

Und es kam noch schlimmer
Der Bau verzögerte sich abermals und wir könnten schlussendlich erst am 1. Dezember einziehen statt Anfang Oktober. Auch das organisierte mein Neffe mit R. Wir konnten bleiben.
Sein halber Keller war mehrer Monate mit Material überstellt.
Mir war es nirgends recht, für all diese Unannehmlichkeiten für ihn.

Als wir zusammen mailten, was die "Belagerung" des Kellers kostet, schrieb er mir:

Das mit der Miete wegen dem Lager meinte ich ernst: BITTE vergesst es einfach! Falls Ihr mir trotzdem einen Wunsch erfüllen möchtet: Kusi, schau dass Du wieder komplett fit wirst und gönnt Euch selber mal sowas unglaublich grosszügiges, wie Ihr uns geschenkt habt!

Dass ihm an meiner Gesundheit lag, hat mich berührt. Ich dachte lange darüber nach.



Und nun sind die 3 Tage der kalendarischen Weihnachtszeit vorüber. Ich freute mich - aber nicht wie früher. Die riesengrosse Vorfreude fehlte. Noch immer bin ich müde. Ich schlafe immer noch sehr viel. und die Medis verhindern die Abstürze - aber auch die grosse innerliche tiefe Freude. Und ich wusste nicht, wie die erste Weinachten hier im Mittelland sein würde. Mir war klar, dass ich nicht hierher ziehen kann und die gewohnten Abläufe meiner Kinder mit Einladungen durcheinander bringen konnte und durfte. Das stand mir nicht zu. Niemand hat gewartet, dass ich hierher ziehe.

Doch es kam anders. Meine Schwiegermutter wäre an Weihnachten zum wiederholten Male alleine zuhause gewesen. Meine Tochter A. hat sich dieses Jahr vom Freund getrennt und wäre auch alleine zuhause gewesen. Und auch mein Sohn R. wäre alleine gewesen. So luden wir alle zu uns ein. Der erste Heilgabend seit 13 Jahren mit Gästen. Und es war ein guter Abend. Ich habe gelacht. Ich fühlte mich wohl.

So hatte ich dieses Jahr drei Mal Weihnachten:

- Ich blieb nicht in der Klinik, gute Menschen haben mir geholfen, wieder Horizonte zu sehen
- Wir durften eine schwere Zeit in einer gastfreundlichen "Herberge" verbringen
- Ich feierte fröhliche Weihnachten mit lieben Menschen

Für alle, die mir beigestanden sind:

Johann Sebastian Bach</a> - Suite nº 3, BWV 1068 (Karajan)
 

Danke ! 
  



Mittwoch, 19. Dezember 2012

Erik Satie


Musik, die nichts fordert.

Musik, die einfach erklingt, des Erklingens willen.
Sie fliesst dahin - plätschert leise, förmlich gleichsam einem kleinen Bach im Wald

Das Hören der Musik entspannt.
Man glaubt, aus der Zeit gefallen zu sein.

http://www.youtube.com/watch?v=sKaFVB_AIRo


Letzthin war ich am Waldrand und habe Fotos gemacht. Dabei hat es leicht geschneit und es war ganz still. Ich hörte die Schneeflocken auf die verwelkten Blätter fallen. Ein leises Geräusch, ein dumpfes kurzzeitiges Rascheln. Bei jeder Schneeflocke.


Das Geräusch erinnerte mich an meine Jugendzeit in Grenchen. Wenn ich sehnsüchtig auf Schnee wartete und stundenlang am Fenster hing. Ich erinnere mich an Nächte, wo ich um 23 Uhr noch in die höher gelegenen Gebiete von Grenchen spazierte. Alles war still, die Bäume tropften und langsam mischten sich die ersten Schneeflocken unter den Regen. Ich würde es blind erkennen, dieses Geräusch, wenn Schneeflocken auf Blätter fallen...

http://www.youtube.com/watch?v=bHmMrVPZfsE




Donnerstag, 6. Dezember 2012

Alarmierend

Menschen, die in der IT-Branche arbeiten, haben es gut: Sie haben viel Freiraum, können ihre Kreativität ausleben und genießen außerdem unverschämt flexible Arbeitszeiten. So oder so ähnlich lauten die gängigsten (Vor-)Urteile über das Leben von IT-Beschäftigten. 

Die Realität sieht anders aus.

Das belegt die Studie "Burnout in der IT-Branche", die der ehemalige IT-Manager Tim Sturm im Rahmen seines Studiums "Supervision & Coaching" an der Donau-Universität Krems erarbeitet hat. Sturms Motivation, die tatsächliche Burnout-Gefährdung von IT-Mitarbeitern zu untersuchen, ist eine sehr persönliche: "In meiner 20-jährigen Tätigkeit in der IT-Branche konnte ich den Wandel der Arbeit dort hautnah miterleben, mein Burnout hat mein Leben völlig verändert", gesteht Sturm.
Link zum Artikel >>

Endlich eine Studie, welche meine subjektive Wahrnehmung untermauert: Informatik ist und bleibt das Allerletzte !

Montag, 3. Dezember 2012

ADSL

Im Hinblick auf den Wiedereinstieg in die Berufswelt im Januar habe ich mir heute eine Aufgabe als Test gestellt: Den neuen ADSL-Zugang einrichten.

Ich habe mir genügend Zeit gegeben und habe mir vorgängig Gedanken zum Vorgehen gemacht. Ohne in die Details gehen zu wollen kann ich den Versuch kurz zusammenfassen: Er ging in die Hosen!

Es tauchten unvorhergesehene Probleme auf, welche mich nervös machten. Die Gedanken begannen zu kreisen: "Wieder der selbe Mist", "immer trifft es mich", "EDV ist Schrott" usw.

Ich ging strukturiert vor - zumindest am Anfang. Dann geriet ich in den Denkstrudel nach folgendem Muster: "Nur noch kurz diese Konfiguration, dann gehts". Oder "nur noch kurz dieser Test, dann gehts". Natürlich ging es dann nicht und ich geriet in die Phase, wo ich mich über mich selber ärgerte, dass ich nicht schneller denken kann.

Ich merkte, dass ich längst hätte aufhören sollen. Es kam nichts mehr Produktives heraus. Ins Bett gehen und morgen mit neuen Ideen an das Problem rangehen. Aber ich konnte nicht aufhören und regte mich immer mehr auf.

Um 01:00 kam meine Frau und holte mich von diesem Projekt weg. Wir haben abgemacht, dass ich meine Grenzen selber finden muss und sie mich machen lässt und nur interveniert, wenn es krass wird. Da wusste ich: Es ist genug!

Ich ging ins Bett ... an Schlaf war nicht zu denken. mein Hirn arbeitete weiter. Wie früher. Ich begann mich zu erinnern an all die Nächte, an das Erlebte. Ich wurde nervös - meine Frau versuchte mich zu beruhigen. Aber nur Temesta verhalf mir zu Schlaf.

Eine ungute Erfahrung.

Mittwoch, 21. November 2012

komplett sprachlos


Im gestrigen Eintrag habe ich angedeutet, dass ich heute näher darauf eingehen werde. Inzwischen habe ich mich auch wieder abgeregt - man könnte auch sagen: Die Stimmung ist wieder auf einem normalen Niveau.

Der Grund meines gestrigen Tiefs?

Ende Juli musste ich - durch merine Krankheit bedingt - bekanntlich 2 sehr grosse Projekte abgeben. Ein Projekt ging an eine Firma, das zweite an einen freien Mitarbeiter. Ich war froh, dass die Kunden in guten Händen waren und die Projekte so weitergeführt werden konnten. Die Kunden hatten quasi keine Unterbrüche zu beklagen.

Im Normalfall hätte ich diese beiden Projekte für gutes Geld verkaufen können. Doch die Dringlichkeit liess einenVerkauf erst gar nicht zu. Meine Frau und ich waren froh, dass die Projekte überhaupt weiter geführt wurden.

Es folgte die Zeit des Schonens, wo ich auf mich Acht geben musste. Wo ich schlechte Phasen hatte und wo ich rein gar nichts über die Firma und die Projekte nachdenken mochte. Das Denken machte mir grosse Mühe. Ich verstand teilweise die Zusammenhänge nicht mehr und hatte an allem, was ich machte, x-Mal länger.

Nun, nach 4 Monaten, habe ich erstmals versucht, die damalige Übergabe des Projektes an den Freien Mitarbeiter administrativ abzuarbeiten. Kurz vor Beginn meiner Krankheit lieferte ich noch viel Material an ihn aus. Dieses Material wurde Teilweise auch für Reparaturen eingesetzt und machte viele Umwege. Es kostete mich viel Energie, das auf Papier zu bringen und viele Vorgänge kannte ich gar nicht im Detail.

Also schrieb ich den freien Mitarbeiter per Mail an und fragte - sauber aufgelistet - nach den Standorten und dem genauen Ablauf. Der Grund sei, dass ich die Materialverschiebungen und die noch offenen Rechnungen sauber abschliessen möchte.

Schon die erste Antwort war etwas schnodderig - besonders wegen einem Austausch eines Demo-Sensors für seine Firma. Er rechnete mir vor, was es zu verrechnen gäbe und führte überall die Listenpreise auf. Dass er aber den Sensor bei mir mit 50% Demorabett bezog, führte er nicht auf. Ich wusste das per Zufall noch.

Also schrieb ich ihm wieder zurück und stellte klar, dass er nicht eine Gutschruft für den Listenpreis erwarten könne, wenn er nur die Hälfte bezahlt habe. Auch über den Standort anderer Ware waren für mich immer noch gewisse Fragezeichen vorhanden.

Ich fragte freundlich - und wie oben schon gesagt - ich wollte das einfach sauber abschliessen. Deshalb fragte ich ja vorher, bevor ich überhaupt irgend etwas verrechne.


Dann kam eine Mail zurück mit folgender Einleitung:


Verrechne was du für richtig hältst. 
Mir sind meine nerven zu kostbar. 
Geld macht nur bedingt glücklich, aber hält sicher bei weitem nicht gesund.
 
Ich konnte nicht glauben, was ich las.
Meine administrativen Bemühungen taxierte er offenbar als "geldgierig". Und dieses Geld brachte er dann zusätzlich noch mit meinem Gesundheitszustand in Verbindung.

Meine erste Gefühsregung war Aerger! 
Ich fluchte.
Ich kochte.
Gleichzeitig war ich enttäuscht.
Mein Gemütszustand wendete sich urplötzlich in die andere Richtung.

Warum liess ich es zu, dass dieser eine Satz mein ganzes Befinden durcheinander brachte?
Dass mein Tag ein negativer Tag wurde?

Aber ich regte mich einfach auf. 
Ich verstande es nicht, wie man so sein kann.

Er bekommt ein tolles Projekt. Macht guten Umsatz. Nächstes Jahr einen Ertrag von über 30'000 CHF.
Folgeuafträge sind schon in Sicht. Und ich habe ihm noch vor wenigen Wochen einen Tipp vermittelt, wo er nun offerieren konte. Wiederum 5 bis 10 Anlagen (100'000 bis 200'000 CHF Umsatz) - durch einen einzigen Tipp von mir!

Und dann das...

Geld macht nur bedingt glücklich, aber hält sicher bei weitem nicht gesund.

Ich bin nach wie vor entsetzt, aber nicht mehr wütend.
In der heutigen Gesprächstherapie habe ich dieses Erlebnis erzählt. Der Therapeut war froh, dass ich mich aufregte. Dass die negativen Gefühle raus konnten. Und er war aber auch froh, dass ich erst am Abend die Mailantwort schrieb (diese machte ich sachlich).

Ich weiss noch heute nicht, wie ich mich in Zukunft ihm gegenüber verhalten werde.

Sehr wahrscheinlich werde ich die Abrechnung machen und dann einen Schlusstrich ziehen.

Ich bin einfach nicht immun gegen solche Aesseugen. Ich stehe da nicht drüber. Das geht mir durch Mark und Bein - mitten ins Herz. 
 
Ein Arbeitskollege, mit dem man viele Projekte machte.... und dann so eine Aesserung.

Glück wird es ihm nicht bringen !

 
 

Dienstag, 20. November 2012

Der hat gesessen!

Heute erlebte ich einen völlig aufgewühlten Morgen.

Es war, wie wenn mir ein Profiboxer einen Haken mitten in den Magen geschlagen hätte.

Und der restliche Tag lief auch nicht besser

Mehr morgen, wenn ich mich wieder erholt habe...

Sonntag, 18. November 2012

Dosis erhöht

Medis:

Das zweite Mal wurde nun die Dosis von Cipralex erhöht. Ich bin jetzt bei 20mg angelangt.

Das hat bei jedem Patienten andere Auswirkungen (Nebenwirkungen). Bei mir sind es Juckanfälle und Schwitzen. Das ist zeitweise so intensiv, dass ich mich blutig kratze. Ich hoffe, dass das in den nächsten 14 Tagen wieder abnimmt.

Irgendwie hat es auch auf das Gedächtnis Einfluss. Ich kann mir noch weniger Dinge merken oder Texte aufnehmen. Dieser Effekt gefällt mir gar nicht.

Allgemein:

Draussen ist Nebel. Zum Glück schlägt er mir nicht aufs Gemüt. Früher bin ich manchmal fast verzweifelt, wenn es tagelang Nebel hatte.

Persönlich bin ich insgesamt ruhiger geworden. Ich habe das grad gestern mit meiner Frau besprochen. Der unglaubliche Druck aus der Firma ist weg und ich kann mich erholen. Auch das Endlos-Nachdenken über Projekte und private Schicksalsschläge ist unterbrochen. Ich kann ruhig und ohne Hetze über Dinge nachdenken - aber auch wieder aufhören.


Freitag, 16. November 2012

Ich will gewinnen!

Am heutigen 16. habe ich mir ein Ziel gesetzt.

Der 16. ist ein magisches Datum: 1+6 ergibt 7.
Und die 1 und die 7 sind meine Glückszahlen.
Deshalb habe ich meine Frau auch an einem 16. kennengelernt.
Seit Monaten und Jahren ist dieser 16. immer ein spezieller Tag für uns.

Deshalb ist der 16. auch ein guter Tag, um etwas in Angriff zu nehmen.


Bis jetzt wusste ich eigentlich nicht, wohin mich all die Erlebnisse mit der Erschöpfungsdepression führen werden. Ich war ein kleines Segelboot im Meer und den Stürmen der (negativen) Emotionen. Doch nun fühle ich wieder den eigenen Antrieb, das alles zu bewältigen.
Klar, ich habe vorher schon aktiv die Ratschläge und Tipps der Therapie umgesetzt. So gut es ging habe ich auch Bücher zum Thema gelesen, ja sie sogar manchmal in einem Zug durchforstet. Aber wie das alles genau weitergehen sollte, war mir immer völlig unklar und suspekt.

Und heute am 16. November 2012 habe ich aus dem zukünftigen Lesezimmer vor dem Ofen sitzend in den Nebel geschaut. Man erkannte den Wald nur schemenhaft. Der Horizont war verschwommen. Und während ich so über unser neues Haus und das Lesezimmer nachdachte, während ich mir vorstellte, dass ein kleines Feuerchen im Ofern knistert, da dachte ich dass sich dieser Nebel lichten muss.... irgendwann.
 
Und ich verglich den Nebel mit meinem Nebel der Gefühle, der die Zukunftsaussichten trübt. Da beschloss ich, dass ich den Horizont wieder sehen will. Dass ich den Ueberblick über mein Leben wieder gewinnen will. Ich will wieder fröhlich sein und das Leben schön finden. Mich am Garten freuen, den ich zusammen mit meiner Frau gestalten kann.

Ich will mich einfach wieder freuen können.
Das Vertrauen in die Welt wieder finden.
Aufstehen wie früher, den Tag toll finden und voller Tatendrang sein.
Das Glas muss wieder halb voll sein und nicht leider schon halb leer....

Ich will es erreichen.
Ich habe mich schon durch vieles hindurchgebissen, ich will auch diese Situation meistern.

Ich gewinne den Marathon und mache nun den ersten Schritt aus eigener Kraft.

Ja !


Montag, 12. November 2012

Tatendrang

Der heutige Tag war ein sehr positiver Tag.
Bereits am Morgen bin ich gut aufgestanden und ich habe mir 2 Tagesziele vorgenommen.

Im Geschäft, in dem ich meine Besorgung für den Bau machen musste, war alles wie gewünscht an Lager und erst noch zum Aktionspreis. Das hat mich gefreut.

Danach fuhr ich auf den Bau und konnte feststellen, dass sich alle Mühe gaben und bereits 2 Zimmer fertig mit Abrieb versehen waren. Am Nachmittag half ich noch eine kleine Lücke ausbetonieren (eine wirklich kleine). Aber ich konnte so etwas beitragen, dass der Plattenleger am Dienstag gleich lückenlos weiterarbeiten kann. Ich hatte richtig Freude am Fortschritt auf dem Bau.


Auch am Abend war ich immer noch gut aufgelegt. Meine Frau hat es schon am Morgen gemerkt - mir wurde es erst am Nachmittag bewusst und ich freute mich über diese gute Zeit.

Es ist ein eigenartiges Gefühl, plötzlich irgendwie ohne grossen Grund Freude zu verspüren. Eine gute Laune zu haben und auch einen gewissen Tatendrang festzustellen. Nein, ich habe an diesem Tag keine Minute mit schlechten oder negativen Gedanken gekämpft.

Das war der erste ganze gute Tag seit Juli !

Ich hoffe, es hält an und ich kann dieses Gefühl in die Nacht und in den Dienstag mitnehmen.

Samstag, 10. November 2012

Regensamstag

Ein richtiger Regensamstag.
Eigentlich liebe ich solche Tage, sie sind irgendwie entspannend.

Wir haben gemütlich das Frühstück gegessen und sind dann gegen Mittag in den Hornbach gefahren. Mit den Leute gings noch so. Was wir suchten, fanden wir und wir machten dann noch eine kleine Schlendertour durch alle Gänge. Hornbach hat auffallend schöne Bilder und Malutensilien. Ich werde mich dort im Dezember wohl mit ein paar Tuben Farbe eindecken.

Am Abend hat uns J spontan zu einem Abend mit spanischer Musik eingeladen. Es wurde spät und insgesamt war es ein schöner Samstag. Kaum zuhause, schlief ich sofort ein.

Freitag, 9. November 2012

13 Stunden schlafen

Wiederum war ich extrem Müde.
Nach 11 Stunden Schlaf in der Nacht habe ich 2 Stunden zusätzlich über den Mittag geschlafen.
Und ich bin immer noch müde.

Die grosse Erschöpfung, die sich nun wohl wirklich auch körperlich manifestiert.
Der Körper darf endlich ausruhen.


Die Musik zur Müdigkeit

Erik Satie

http://www.youtube.com/watch?v=CHH2RREB5Ec


Montag, 5. November 2012

Auch andere

Meine Frau und ich waren an folgenden Informationsabend:

Aktionstage Psychische Gesundheit:

Psychische Erkrankungen: Betroffene berichten

Am Montag, 5. November, 19 bis 21 Uhr, findet in der Gerontotagesklinik Solothurn die Veranstaltung „Wohlbefinden mit oder trotz seelischer Erschütterung – Erfahrungsberichte“ im Rahmen der Aktionstage Psychische Gesundheit statt. Zwei Studierende, die Erfahrungen mit psychischer Krankheit gemacht haben, berichten über ihren jeweiligen Genesungsweg. Die Erfahrungsberichte werden in Bezug gestellt zu Inhalten aus dem Weiterbildungsstudiengang Experienced Involvement, welcher an der Berner Fachhochschule für Gesundheit durchgeführt wird. Zudem diskutieren die Betroffenen und der Pflegefachmann René Hadorn über Strategien und Ressourcen zur Förderung von Gesundheit. Das Publikum hat die Möglichkeit, an der Diskussion teilzunehmen.

Meine Eindrücke:

Bereits um 18:45 Uhr mussten weitere Stühle in den Raum getragen werden. Das Interesse an diesem Anlass war sehr gross - und alleine schon dieser Umstand ist etwas Positives und bringt das Thema vertiefter in die Bevölkerung.

Nach kurzer Einleitung ging es eigentlich direkt los mit den wirklich fesselnden Erfahrungsberichten. Zu 6 vorgegebenen Themenbereichen berichteten die 2 anwesenden Betroffenen jeweils ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Zwischen den einzelnen Blöcken lockerten kurze Harvenspiele etwas auf und boten Zeit zum Nachdenken über das soeben Gehörte.

Mich erstaunte, wie offen die beiden Frauen über das Erlebte erzählen konnten. Ueber x Selbstmordversuche und insgersamt 11 Jahre Erfahrung mit Depression und Borderlineeffekten in Kliniken und auch zuhause. Oder auch die Erfahrungen der jüngeren Frau, welche über eine Erschöpfungsdepression in eine Psychose rutschte und schlussendlich in eine bipolare Manisch-depressive Erkrankung.

Beide haben ihren Weg in das "normale" Leben wieder gefunden und sind - so wie gestern - an öffentlichen Anlässen unterwegs, um das Stigma rund um psychische Erkrankungen zu mildern. Oder sie sind in Kliniken zu gewissen Zeiten als Ansprechpersonen und Gesprächspartner für Erkrankte Patienten verfügbar.

Ich bewunderte den Mut und die Offenheit der beiden Frauen. Sie sprachen von ihren teils sehr privaten Erlebnissen wie von einem Beinbruch oder einer Blinddarmoperation. Und so sollte es eigentlich auch sein. Aber leider schaut die Realität in der Gesellschaft heute noch anders aus.

Deshalb verdienen die Organisatoren dieser Solothurner Vortragsreiehe grosses Lob und Respekt.
Und natürlich auch die beiden Frauen, die so offen über sich gesprochen haben.


mbr

Freitag, 2. November 2012

36 Stunden

Nun kommt sie, die grosse Müdigkeit.

15 Wochen nach dem wegweisenden Ereignis werde ich müde. Sehr müde. Es ist, als ob sich sämtlicher Schlaf, den ich irgendwann versäumt habe, sich nun meldet und nachgeholt werden will. Ich bin permanent erschöpft und nach ein paar Treppen hochsteigen sind meine Waden übersäuert.

Allmählich  habe ich das Gefühl, dass mein Körper begriffen hat, dass ich ihn nicht wieder auf das Sklavenschiff hetzen werde. Dass ich ihn nicht wieder in aller Herrgottsfrühe aus der Ruhe reissen werde und er den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als mir zu dienen. Dass ich ihm seine Pausen und Ruheräume gönnen werde.

Es ist, als ob er sich jetzt endlich gehen lassen kann. Ausruhen darf. Es ist vor allem eine schwere bleierne Müdigkeit, aber keine Lethargie. Ich komme sehr wohl am Morgen aus dem Bett. Doch ich gönne mir durch den Tag ein paar Pausen und Ruhezeiten.

Neulich machte ich mir bei einer solchen Pause Gedanken und verglich meine Tage voher und wie sie jetzt ausschauen. Es fiel mir auf, wie unerklärlich es für mich ist, wie ich vorher all die Projekte erledigen konnte. Mein Tag muss 36 Stunden gehabt haben!

Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, 
sondern das Leben in unseren Jahren zählt.
Adlai E. Stevenson

Wenn ich ausruhe und nachdenke, erkenne ich, wie sehr ich das Leben verlernt habe. Wie sehr ich eigentlich dauernd auf Trab war.

Doch, es gab solche Momente, kurze, dünn gesäte Momente:
Wenn ich im Winter auf dem Sofa lag und aus dem Fenster zum nahen Wald schaute und ich den Schneefall beobachtete. Oder wenn der Wind den Schnee durch unseren Garten wehte. Oder wenn ich einem Gewitter zuschaute oder ganz einfach nur auf der Terrasse lag und in den Himmel schaute. Es gab sie, diese kurzen Momente. Aber ich weiss, das ich in solchen Momenten zwar körperlich ruhte, aber mein Kopf schon wieder weiter dachte, schon wieder plante und organisierte.

Habe ich je wirklich geruht?




Donnerstag, 1. November 2012

Der Apfelbaum

Der Apfelbaum war nun zwölfjährig und trug richtig schöne Äpfel. Jeder Ast war voll mit leuchtend farbigem Obst. Das Wetter war gut und das Obst musste einfach nur geerntet werden.

Ich stand vor dem Apfelbaum und erinnerte mich an all die Mühen und die Energie und Aufmerksamkeit, die ich dem Baum in den zwölf jahren schenkte. Der Schweiss beim Graben des Standortes für das Einpflanzen des damals noch kleinen Bäumchens. Immer wieder mussten neue Stützpfähle eingerammt werden, damit der kleine Baum bei einem Sturm nicht einfach umfiel. War er von Ungeziefer befallen, musste er gepflegt werden. War es trocken, musste er gegossen werden. Und im Spätwinter folgte jeweils der Schnitt - bei eisiger Kälte.

Und nun zeigte mir der inzwischen doch recht kräftige Baum als Dank seine ganze Krone voller Aepfel. Wer würde da nur die Hälfte der Aepfel ernten? Wer würde sagen: "2 Kisten Aepfel sind genug"?

Wer?

Ich habe es nicht getan.

Bei mir war es nicht der Apfelbaum, es war die Firma von mir und meiner Frau, die in den zwölf Jahren wunderbar gediehen ist. Das Wachsen des Apfelbaumes kann man vergleichen mit einer Umsatzsteigerung von 500% (!) in den letzten 7 Jahren.

Und nun hingen sie alle da, die Aufträge und Projekte. Man musste sie nur noch ernten und sie waren der üppige Ertrag für all den investierten Fleiss, die Schweisstropfen, die langen Arbeitsnächte. Endlich folgte die Entlöhnung für all die Entbehurungen und die Vorinvestitionen.

Nein !

Nein ich wollte immer nur so viel arbeiten, dass es grad reicht und dass wir einweig vom Haus abbezahlen können. Es war nicht mein Ziel, in der Arbeit zu ersticken und Geld anzuhäufen - dafür aber mich selber zu vernachlässigen. Und dennoch bin ich reingerutscht.... "das machen wir noch, und das auch noch und dieses Projekt realisieren wir auch noch".

Und es wäre vielleicht sogar gegangen - aber es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht planen und die hat man nicht im Griff. Man sagt, dass das Schicksal immer dann zuschlägt, wenn man sich am sichersten fühlt. Und es hat hart zugeschlagen. Mein Körper und meine Seele haben rebelliert gegen das alles, was ich mir angetan habe. Wie ich mich vernachlässigt habe, wie ich nicht mehr ich selber war.

Nun ist der Baum geerntet, die schönen saftigen Äpfel sind weg. Und mir sind ein paar restliche Aepfel geblieben, die ich noch vom Boden aufgelesen habe. Der Herbst ist eingekehrt und der Winter muss erst mal überstanden sein. Dazu passend die Musik von Erik Satie.

Aber es wird weitergehen, es werden neue Aepfel wachsen.
Ich darf die Zuversicht nicht verlieren.
Es werden neue Türen aufgehen.



Dienstag, 30. Oktober 2012

Nicht von dieser Welt


Es muss wohl diese Musik sein, die man vernimmt, wenn man einmal ins ewige Licht zurückkehrt

Für 7.5 Minuten die Zeit vergessen ..

HYMN OF THE CHERUBIM


Song:
Hymn of the Cherubim

Composer:
Piotr Illitch Tchaikovsky (1840 - 1893)

Performed by:
USSR Ministry of Culture Chamber Choir


Samstag, 27. Oktober 2012

Partnerschaft - Freunde

Eine Partnerschaft oder eine Ehe ist wie ein Brief.
Den Inhalt des Briefes kann man allerdings nur in ganz schlechten Zeiten lesen.

Das will sagen:
Die die zu einem halten, lernt man erst kennen, wenn es einem ganz schlecht geht.


Kürzlich las ich folgenden Satz:

Haben Sie gewusst, dass über die Hälfte von uns allen weder einen Abend mit einem psychisch erkrankten Menschen verbringen noch mit ihm näher zusammenarbeiten möchten? 

Eigentlich erschreckend. Aber halt leider wahr.
Ich war keineswegs anders - auch ich dachte, dass man doch selber aus einer Depression rausfindet. Ja, ich dachte immer, man kann sich selber sogar davor schützen und merkt, wenn man da reinrutscht.

Inzwischen weiss ich es leider besser.


Ich bewundere meine Frau, wie sie immer wieder Zeit und Kraft findet, mit mir über das alles zu reden. Wie sie mich im Gespräch in positive Themen verwickelt, wenn es mir nicht gut geht. Wenn ich traurig bin. Oder wie sie ganz einfach "nur" da ist.

Ich bewundere auch meine Töchter und meinen Sohn, wie sie mir Mails senden oder ein SMS oder anrufen und fragen, wie es mir geht. Die lieben Gespräche, die Angebote für Spaziergänge und vieles mehr.

Ich bewundere J. den Bruder meiner Frau, der mir in die Klinik ein SMS geschickt hat, das ich noch heute gespeichert habe und das ich immer wieder lese. Es hat mich berührt und mitgeholfen, dass ich Zuversicht fand.

Ich bewundere meinen Schwiegervater, der anfangs täglich mit meiner Frau telefoniert hat und ihr bei den Sorgen zugehört hat. Und er tut es noch heute - manchmal mehrmals in der Woche.

Ich bewundere all die Kollegen, die mir Mails schickten und versuchten, mich zu unterstützen.

Ich bewundere einen meiner Lieferanten, der mir ein Paket mit vielen kleinen Paketen als Inhalt schickte. Ein Buch, Schokolade, Wein und klassische CD's. Mit den besten Wünschen zur baldigen Genesung.

Ich bewundere die Kunden, die mir Karten oder Mails schickten. Und mich unterstützten, dass ich nun mal ausruhen muss. Keiner der Kunden war ungeduldig oder ungehalten betreffend der aussergewöhnlichen Situation.

Ich bewundere alle, die mich angerufen haben und ein paar Worte mit mir wechselten. Alle, die mir Mails schickten oder auf facebook Mitteilungen machten.

Ich bewundere die Käufer unseres Hauses, die sich die Zeit genommen haben, einen Abend mit uns zu sprechen und uns Mut zu machen für den weiteren Lebensweg.

Ich bewundere das Team der Klinik Herisau, die sich für jeden Patienten immer die Zeit nehmen für die Betreuung und nachfolgend für die individuellen ambulanten Gespräche.

Ich bewundere alle diese Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich jetzt bin.

Ich bin nicht mehr der gleiche.
Und werde auch nicht mehr so werden wie vorher.
Nein, in dieses Fahrwasser gerate ich nicht mehr.

Danke an alle.



Dienstag, 23. Oktober 2012

Eigenartig

Heute war ich unterwegs und musste an einigen Orten Material für unseren Holzbauer einkaufen. Nach einer gewissen Zeit merkte ich, wie die Konzentration nachliess. Ich schaltete deshalb eine Mittagspause ein und gönnte mir ein warmes Mittagessen und etwas Pause.

Ich setzte mich mit dem Tablet an einen leeren Tisch und wollte mit dem Essen beginnen. Im Restaurant war es recht ruhig, ein Gemurmel halt. Deshalb bemerkte ich am Nebentisch zwei Männer, die relativ laut über irgend einen Business-Mist redeten. Es ging da irgendwie um Projekte und Probleme. Das regte mich derart auf, dass ich äusserst nervös wurde. Ich musste den Tisch wechseln, danach gings wieder.

Diese Effekte hatte ich kurz nach der Klinik auch schon, aber ich glaubte sei seien überstanden?


An diesem Tag bemerkte ich auch, dass ich schlecht reagiere. Wenn ich auto fahre und etwas auf der linken Seite ansehe, drifte ich an den rechten Rand der Fahrbahn, Ist mir sonst noch nie so bewusst passiert.

Und am Abend musste ich in einem Gespräch mit meiner Frau fast eine Minute lang nach dem Namen des Ortes suchen, wo wir ein paar Mal in den Kurzferien waren. Die Sache mit dem (verzweifelten) suchen eines Wortes habe ich schon länger...


Montag, 22. Oktober 2012

Höhere Dosis

Wieder mal liegt eine eher schlechte Nacht hinter mir. Ich konnte am Sonntag einfach nicht einschlafen und wurde total nervös. Als ich um 01:30 immer noch wach war, nachm ich 1/2 Temesta. Nachher ging es dann.

Vielleicht liegt es an der höheren Dosis Cipralex, die ich seit kurzer Zeit einnehme. Sie wurde von 10 auf 15mg erhöht, um allenfalls die Stimmung noch etwas zu heben.

Heute war ich wieder auf dem Bau und habe mir die erledigten Arbeiten angesehen. Ich bin immer gerne dort und möchte am liebsten bleiben und meine Sachen einräumen. Ich werde mir einen Tisch kaufen, auf dem ich nur malen und zeichnen werde. Darauf warte ich sehr.

Ansonsten geht es mir zeigeteilt.

Manchmal bin ich guter Dinge und denke, dass ich auf dem richtigen Weg bin, dass es ja eigentlich bergauf geht und ich zufrieden sein kann mit den kleinen Fortschritten.

Dann gibt es aber auch Phasen, wo ich an einer Kreuzung mit x Abzweigungsstrassen stehe und ich weiss nicht, welche ich nehmen soll. Dann kommen wieder die Zweifel auf, das Grübeln und Studieren.


Samstag, 20. Oktober 2012

Energie

Heute merkte ich leider wieder einmal sehr gut, wie schnell ich am Limit bin.

Ich kann die allgemeinen Sachen des Alltags eingentlich inzwischen recht gut bewältigen. Vor allem, wenn ich den Ablauf kenne und der Tag nicht überladen ist. Dann geht das gut.

Für heute hatte ich ein paar Dinge des alltäglichen Lebens zu erledigen und musste unter Anderem eine Bestellung aufgeben. Im Geschäft erfuhr ich dann, dass der Artikel, den ich bestellen wollte, nicht mehr am Lager ist und auch nicht mehr hergestellt wird.

Das brachte mich komplett aus dem Konzept.

Früher hätte ich diese veränderte Situation als solche erkannt und sofort Alternativen gesucht. Ich hätte mich vielleicht aufgeregt, aber sicher rasch einen anderen Weg gefunden. Heute sah ich mich aber eine Zeit lang vor schier unüberwindbaren Barrieren. Dass der Artikel nicht mehr bestellbar war, hat meine Denkmaschinerie in Gang gesetzt und zwar nicht so, dass raschmöglichst eine andere Lösung gesucht wird, sondern ich malte mir in negativer Weise aus, was das alles für Folgen hat, welchen Aufwand ich betreiben muss zur Suche einer Alternative und so weiter.

Ich weiss nicht, ob der Verkäufer das gemerkt hat, aber trotz viel Kundschaft hat er für mich dann in der halben Schweiz runmtelefoniert und an drei Standorten die erforderliche Menge organisiert.

Anschliessend führ ich auf den Bau um Abfall und Arbeitsstaub der Woche wegzuwischen. Eine eintönige Arbeit, aber ich mache sie gerne. Da kann ich nachdenken und überlegen. Erst dort merkte ich, wie mich die Situation von vorhin im Geschäft ans Limit brachte.

Anschliessend führ ich nach G. zurück und musste mich hinlegen. Ich war fix und fertig, ohne Energie. Eine halbe Stunde Schlaf hat gut getan.

Nach dem feinen Essen machte ich mit meiner Frau noch einen Waldspaziergang. Das hat sehr gut getan. Wir haben mehrere riesige Douglasien gesehen. Ich werde sie später mal fotografieren.




Freitag, 19. Oktober 2012

Herbst

Der Herbst schleicht sich langsam ins Land.

Gegenüber meinen Erinnerungen aus früherer Zeit ist der Nebel dieses Jahr bisher in Grenchen nicht so schlimm. Es hat zwar am Morgen meist dichte Nebelfelder, doch im Verlauf des Morgens löst sich dieser auf. Das ist man sich eigentlich nur vom September gewöhnt. Der Oktober brachte es meist nur noch auf den Nachmittag (mit etwas Sonne) während im November dann ganztags Nebel liegt.

Heute fotografierte ich in der Herbstsonne einen schönen Ahornbaum.


"Tun sie jetzt nur das, was Ihnen gut tut. Hobbies, Spazieren, ruhen". Das sagte mir Herr Dr. Schoch vom Ambulatorium Grenchen, als ich ihm von den Plänen erzählte, in naher Zukunft dann wieder mit 20% Arbeit zu beginnen und dann stufenweise zu erhöhen.

Druck wegnehmen.

Das stimmt. Wie lange ich die Entspannungsübung schon nicht mehr gemacht habe?

Heute will ich das unbedingt wieder machen.



Mittwoch, 17. Oktober 2012

Besuch

Nach einem ereignisreichen Tag besuchte uns am Abend meine Tochter A.

Es war ein kurweiliger Abend und kaum war sie angekommen, war auch schon wieder kurz nach 10 Uhr. Schade.

Kleine Häppchen, Salat und zum Dessert eine Schoggicreme und kleine Lebkuchenchrömli mit Schoggiüberzug. Ja, davon kann man kaum genug kriegen.

A. brachte ein kleines oranges Töpfchen mit kleinen Pflänzchen mit. Orange, rot, gelb... meine neue Farben. Das freute mich sehr.

Für eine kurze Zeit fühlten wir uns wohl alle in frühere Zeiten zurückversetzt. Auf jeden Fall musste ich ein paar Mal lachen und das ist ganz gut so.

Danke für den lieben Besuch !

Dienstag, 16. Oktober 2012

Freude

Plötzlich merkt man, dass man von einem ganz anderen Gefühl geflutet wird.

Es fühlt sich so leicht und luftig an.

Müsste ich es bildlich beschreiben, dann wäre es ein warmer Tag Ende Mai. Die Bäume treiben frisches Laub und im Wald riecht es nach warmem Waldboden und Harz. Vom Waldrand sieht man auf saftige Wiesen mit vielen Blumen. Der warme Südwestwind rauscht leicht in den Bäumen.

Und ich hatte das Gefühl, alles sei in Ordnung.



So habe ich mich heute für kurze Zeit gefühlt. Und der Grund war, dass ich zusammen mit meiner Frau in unserem neuen Haus zum ersten Mal gesehen habe, wie der neue Boden ausschaut, den der Plattenleger nun grad am Verlegen ist. In mir stieg richtige Freude auf. Eine Freude, die ich seit Monaten nicht mehr auf diese Art fühlte.

Eine Art von glücklich sein. Zumindest ein kurzes Intermezzo.

Für mich ist seit der Depression Glück etwas Besonderes und vor allem anders geworden:
  • Glück ist das "Nicht-vorhanden-sein" von Depression, Angst und Trauer.
  • Und Glück ist, mit lieben Menschen zusammen zu sein.

Dieser Tagebucheintrag zum 16. ist meiner Frau gewidmet.


Montag, 15. Oktober 2012

Deprimierend

Manchmal sitze ich still da und studiere. Ein Gedanke ergibt den anderen. Und dann ist da wieder die zentrale Frage nach dem "Warum" ?

Warum habe ich nicht früher gemerkt, was mit mir los ist?
Warum habe ich die Handbremse nicht gefunden?
Warum?

Meine beiden grossen Firmenprojekte sind abgegeben. Andere Menschen führen diese weiter. Das ist einerseits beruhigend, wenn man weiss, dass der Kunde nicht im Regen steht, nur weil es mir nicht gut geht.

Auf der anderen Seite schleichen sich da immer wieder diese "was-wäre-wenn" Gedanken ein. Einer dieser Gedanken (der mich wirklich deprimieren kann), hängt mit der Projektübergabe zusammen.

Im 2011 hatten wir einen ganz schönen Jahresumsatz. Und auch der Umsatz der beiden vorderen Jahre war gut. Für die Zukunft war ich gerade daran, mit wichtigen Aufträgen auch die entprechenden Wartungsverträge zu erhalten und dann für 10 Jahre (!) zu übernehmen.

Gibt es Besseres für eine Firma, als solche Aussichten zu haben?

Und nun stelle man sich vor, ich hätte die Firma Anfang 2012 via Businessbroker verkauft.
  • einen tollen Umsatz
  • schöne Erträge
  • keine Schulden
  • gute Aufträge 
  • langfristige Wartungsverträge
  • sehr gute Kunden
  • zusätzlichen Internetshop
  • Nischenmarkt mit Nischenprodukt
Konservativ geschätzt hätte man die Firma für rund 1.2 Mio verkaufen können.

Und nun sind die grossen Projekte und die Wartungsverträge weg. Die Firma hat einen Bruchteil an Wert.

Das Leben hat mir die Karte "zurück auf Feld 1" gezeigt.

--> Nochmals beginnen.
--> Nochmals aufbauen.

... diese Erschöpfungsdepression hat Buchkapital im Wet von rund 800'000 Franken vernichtet.

So ist das Leben.





Sonntag, 14. Oktober 2012

12 Wochen



Danke an alle, die mir beigestanden sind und beistehen!



Bis es nicht mehr ging...

Das Aufeinandertreffen von persönlichen privaten Belastungen und Vorkommnissen, die ich nur schwer verarbeiten konnte sowie berufliche Dauer- und Überbelastung war idealer Nährboden für eine Erschöpfungsdepression.

Ein Projektproblem und ein paar Informatikprobleme liessen dann das Fass sprichwörtlich überlaufen.

Am Wochenende vor 12 Wochen - also vor genau 3 Monaten - mochte ich rein gar nichts mehr machen. Ich konnte nicht einmal mehr den Rasen mähen - und das mache ich sonst gerne. Etwas anfangen... und kurz darauf sich wieder hinlegen. Weil man einfach nur müde ist. Weil man nicht mehr mag, weil man traurig ist. Ein Weinanfall ergibt den nächsten. Dann wieder kurze bessere Phasen, doch es geht immer weiter abwärts. Eine Mail schreiben, aber danach ist man schon wieder müde und weiss eigentlch gar nicht, was man schrieb.
Das Postfach füllt sich mit Kundenanfragen und Bestellungen, aber man bewältigt es nicht mehr. Das Pult schaut unordentlich aus - und genau so schaut es im Kopf aus.

Ich kannte mich nicht mehr.

Am Montag hätte ich eine Installation gehabt, die verschob ich auf den Folgetag, weil es mir nicht gut ging. Ich machte einen Arzttermin. Aber danach war ich schon wieder müde, legte mich hin. Zum Mittagessen sass ich am Tisch und hatte Hunger, aber keinen Appetit. Innert kürzester Zeit hatte ich in den letzten Tagen 12 kg abgenommen.

Ich sah nur noch schwarz und am Nachmittag (so berichtete mir meine Frau später) kauerte ich auf dem Küchenboden, weinte und wusste weder ein noch aus. Ich glaubte, irgend eine Krankheit zu haben. Ich sah meine Firma und die Partnerschaft und alles bachab gehen. Ich merkte offenbar instinktiv, dass es zuviel war, dass es nicht mehr ging ohne fremde Hilfe. Und ich bat meine Frau, mich in die Klinik zu bringen.

Dicke Mauern von alten ehrwürdigen Gebäuden, die mich beschützten.

Keine Projektprobleme.
Keine Kundenanfragen.
Keine Bestellungen.
Keine Terminverschiebungen.

Nichts.



So erinnere ich mich heute, 12 Wochen später. Als wäre es gestern gewesen.


Es dauert lange, bis man nach und nach aus dem Sumpf der negativen Gedanken, Trauer und Angst etwas herausfindet. Alleine kann man sich nicht befreien - es braucht die Hilfe von Aussen. Von lieben und verständnisvollen Menschen, welche manchmal einfach zuhören. Und sei es zum fünften Mal das Thema "warum?".

Ich war zum Glück von solchen Menschen umgeben. Das Verständnis und die Umsorgung waren gross und das hat mich getragen - trägt mich immer noch. Ohne diese Sicherheit würde es gar nicht gehen. Wenn ich nur daran denke, was meine Frau sich immer anhören muss. Wie oft sie mich aus den Tiefs geholt hat...

Nun kann ich kommende Woche endlich in Grenchen in das Ambulatorium zu einem ersten Gespräch gehen und dann hoffentlich auch in die Maltherapie, welche mir so gefallen hat.

Ich kann seit 3 Nächten wieder erstmals wirklich echt und tief schlafen. Vorher war es irgend ein Medikamentenschlaf. Das hat gut getan, es war aber kein echter Tiefschlaf. Nun gehts wirklich gut und ich hoffe, es bleibt so. Tiefer Schlaf ist für mich extrem entspannend.





Dienstag, 9. Oktober 2012

Bewegter Tag

Der Tag begann nicht gut. Ich musste in der Nacht eine ganze Temesta nehmen, um überhaupt einigermassen ruhig einschlafen zu können. Ich weiss, ich sollte nicht, aber es ging nicht anders.

Am Morgen war ich dann bei meinem Neffen S. zum Pausenkaffee eingeladen. Meine Nichte C. brachte Gipfeli und es war kurzweilig. Auf jeden Fall war es eine eher längere Pause und es hat mir sehr gefallen.

Dann ging der Nachmittag schnell vorbei und am Abend war ich bei meiner Tochter A. zu einem Wiedersehen eingeladen. Es gab ein feines Appenzeller-Fondue. Ich brachte gelb-orange Blümchen und eine Quarktorte mit. Es war ein kurzweiliger und interessanter und auch lustiger Abend. Wir haben über meine Depression geredet, aber auch über viele andere Themen. Mir hats sehr gefallen.

Aber nachher war ich müde.

Auch die beiden Chatzli hab ich wieder mal gesehen.Und Shireli war zum Knuddeln. Speedy wollte damals das Shireli eigentlich "behalten". Die beiden am Tag, als Gismo und Shira auszogen:








Sonntag, 7. Oktober 2012

Zukunft?

Heute habe ich intensiv über die Zukunft nachgedacht. Mir ist im Moment absolut nicht klar, in welche Richtung es weitergeht. Ich werde wohl wieder mit kleinem Pensum beginnen und den Internetshop betreuen.

Aber sonst?

Für was habe ich in den letzten 3 Jahren die grossen Projekte aufgebaut? Das war alles Vorarbeit für die kommenden 10 Jahre. Jedes dieser Projekte hätte gute Wartungsarbeit generiert und mir auch Freude bereitet. Meine Arbeit wäre auf lange Zeit gesichert gewesen.

Und nun?

Ein Scherbenhaufen.

Die grossen Projekte sind abgegeben. Profitieren können andere.

Warum muss ich diese Erschöpfungsdepression haben?
Warum ist unser neues Haus nicht fertig?
Warum?



Die Zukunft liegt für mich in Nebel gehüllt.
Nicht fassbar.
Im Moment nicht planbar.

Nochmals von vorne beginnen - aber woher nehme ich die Energie?


Samstag, 6. Oktober 2012

Dänemark

Am Samstag habe ich meinen Sohn R. wieder gesehen. Wir haben geplaudert und es war sehr kurzweilig und gemütlich. Bei einem Coupe Dänemark und warmem Herbstsonnenschein haben wir unsere Gedanken ausgetauscht.

Wir wollten uns schon lange sehen, aber die Depression und das Zügeln haben immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Nach 3 Stunden war ich dann müde und wir verabschiedeten uns auf ein nächstes Mal.

Der Tag war ein guter Tag.


Freitag, 5. Oktober 2012

Relativ


Albert Einstein (1879 - 1955): Alles ist relativ

Was in der Physik von diesem genialen Vordenker bis heute seine Gültigkeit hat, kann eigentlich auch in das Private und Emotionale übertragen werden.

Was ist meine Erschöpfungsdepression im Verhältnis zum Leid dieses jungen Mannes? Und doch ist er voller Freude, seine Augen strahlen ... er hat Mut und Zuversicht:

http://youtu.be/cD32zEin854


Was ist meine Erschöpfungsdepression im Verhältnis zum Leid von Sepp Epp? Einer der immer das Gute sieht, auch wenn rings um ihn alles zusammenzubrechen scheint. Der für eine Reparatur seines Traktors eine Kuh opfern muss und mit seiner Gesundheit ärgste Probleme hat?

http://www.videoportal.sf.tv/video?id=462411ae-a0bd-4c36-a8d2-d42109187e16


Alles ist reltaiv... eigentlich geht es mir gut !




Sonnenuntergang am 20.11.2005 mit Blick nach Westen (Rigi mit Sendeturm, Pilatus und Zürcher Oberland. Sicht weit über 90km !)



Donnerstag, 4. Oktober 2012

Ronin

Elia Cmiral schrieb die Musik
John Frankenheimer machte den Film
Jean Reno und Robert de Niro in den Hauptrollen

Auch nach 14 Jahren ist der Film Ronin ein Mysterium. Man wird nie erfahren, was der Inhalt des Koffers war... Aber alle jagen ihm nach, koste es, was es wolle.

Parallelen zum Leben?
Etwas nachjagen, das es nicht wert ist?

Für Projekte
Für die Kunden
Für Ertrag
Für Erfolg

Zu welchem Preis?

Die Gesundheit bleibt auf der Strecke.
Man verrät Ideale.
Man verliert sich.
Man verliert die Mitte






Mittwoch, 3. Oktober 2012

Zeit-Sklaven

Heute habe ich in der Post wieder einmal eine Gratis-Nummer eines IT-Heftes erhalten, das ich nie im Leben kaufen würde - aber früher doch auch schon oft immer mal wieder angesehen habe. Mich haben diese tendenziösen "Berichterstattungen" schon damals immer genervt.

Aber heute hat ein Texter den Vogel abgeschossen:

"Mit den neuen Tablets und Smartphones immer und überall über die cloud auf Firmendaten und Informationen zugreifen - und vor allem: Immer und überall erreichbar sein".

Aha.

Auch wenn der Schreiberling für diesen Käse wohl sicher ein Honorar erhalten hat, ist den Verantwortlichen des IT-Heftes offenbar nicht klar, wie weit sie mit solchen Schrottbeiträgen bereits hinter den wirklichen Trends hinterher hinken.

 

Zum Luxus der aktuellen Phase zählt es, eben gerade NICHT "immer und überall" erreichbar zu sein. Gezielt und ganz bewusst abwesend zu sein. Nicht verfügbar zu sein, sich rar machen.

 Mein Ziel für das nächste Jahr!

Das wird mir garantiert auch helfen, wieder aus der Depression zu finden.









Dienstag, 2. Oktober 2012

Federleicht - schwer

Heute war ein guter Tag für mich. Er begann zwar etwas früh und mit innerer Unruhe und unguten Gefühlen, aber ich konnte nachher wieder schlafen.

Der Tag fühlte sich federleicht an, wie die Wolken, die ich um 0730 Uhr fotografiert habe:


Alles klappte irgendwie, alles kam wieder ins Lot und meine Sorgen um das neue Heim wurden etwas kleiner.

Doch am Abend hatte meine Frau einen Dämpfer und war sehr traurig, weil sie sich in der Zwischenlösungswohnung nicht wohl fühlt. Das begreife ich, man ist einfach irgendwie nicht zuhause, obwohl man alles hat, was man braucht. Aber nach dem wir eigentlich seit dem Frühling einpacken und vorbereiten und uns unglaublich viele Gedanken machen mussten, was wir genau in welches Lager stellen, möchte man doch irgend einmal seine Sachen wieder in den eigenen vier Wänden einräumen.


Hoffentlich bald.

Montag, 1. Oktober 2012

Auslöser


Setze einen Baum
Schreibe ein Buch
Baue ein Haus

Aber baue NIEMALS ein Haus im Mittelland.

Ich lobe mir die appenzellischen Handwerker, für die Termintreue noch gilt.
Für die Qualität an oberster Stelle steht.
Die am Samstag arbeiten.
Die am Sonntag das Haus abdecken, wenns schifft.


Im Mittelland kann man man nur um eines bitten:

Lieber Gott, wirf Hirn vom Himmel.

Und:

Lieber Gott, wirf danach noch einwenig Engagement und Einsatz nach.

Danke.


Heute bin ich nahe an einer Angstattake vorbeigeschrammt. 1/2 Temesta am Mittag hat das Schlimmste verhindert. Mein Stimmungsniveau ist arg tief, es braucht nicht mehr viel und es geht los...

Sonntag, 30. September 2012

Der Roboter

Die Definition, was man ist, als was man sich fühlt, wer man zu sein glaubt, erfolgt viel zu oft über den Beruf oder über das bisher Geleistete.

Mir waren (zu) viele materielle Dinge wichtig und die Menschen um mich. Aber ich selber war mir nicht wichtig. Ich habe mich geradezu vernachlässigt. Und es ist unendlich schwer, nun nicht wieder in das selbe Muster zu fallen, diese Schiene wieder zu benutzen.

Die Depressionsabstürze sind jetzt nicht mehr so tief, nicht mehr so einschneidend und ich kann wieder hoffen, dass es besser kommt. Dass die Zukunft für mich nicht nur die Farbe Schwarz bereithält, sondern auch ein paar Farbtupfer.

Doch ich merke, wie ich wieder beginne, in Systemabläufen zu denken. In den üblichen Planungsschritten "wenn, dann - oder". Das macht mich müde - aber es löst in mir auch Bedenken aus, dass dieses Denken zurückkehrt. Dass mein Denken statt auf der emotionalen Ebene zu bleiben, wieder in die völlig technischen Bahnen abrutscht. Es ist zwar gut, dass ich wieder einen kleinen Horizont habe für das technische Denken, aber ich merke auch, dass dies wie einer Art "anderen Person von mir" gleicht. Das ist der "Roboter" Markus, der Tag und Nacht an die Systeme dachte, die es am Laufen zu halten galt. Der Probleme zu lösen hatte, die gar nicht seine Schuld waren. Der kaum mehr schlafen konnte, vor lauter Aufträgen.

Ich merke auch, wie die Welt manchmal wieder auf mich hereinstürzt. Mich vereinnahmen will und mich wieder in das Laufrad des "besser, mehr, schneller" einspannen will. Immer wenn ich gedanklich solche Angriffe feststelle, kommt es mir vor, als schlugen mächtige Wellen über mich. Ich wäre dann gerne der Leuchtturm, aber ich bin dann nur Sand, den es wegspült...