Mittwoch, 26. Dezember 2012

Weihnachtszeit

Wie es gestern gewesen wäre, rieche ich in Gedanken die Sommerluft des Appenzellerlandes.
Der Duft nach geschnittenem Gras.
Der Abend des 23. Juli 2012.
Still
Ruhig
Mild.

Ich erinnere mich an die Fahrt nach Herisau.
Meine Frau sass am Steuer.
Der Eingang der Klinik beeindruckte mich.
Die alten Gemäuer - boten sofort Schutz.

Hinter den Mauern, da fühlte ich mich sicher.
Sicher vor all den Anforderungen, die sich in meinen Gedanken auftürmten.
Sicher vor den Informatikproblemen.
Sicher vor neuen Aufträgen.
Sicher vor Stürmen, Gewittern, Unwettern.
Sicher vor neuen seelischen Tiefschlägen.
Sicher vor neuen negativen Dingen, die ich nicht mehr verarbeiten konnte.
Sicher vor der Dunkelheit meines Horizontes

Ja, ich erinnere mich sehr gut.

Nun sind 5 Monate vergangen und ich habe vieles gelernt.
Ich musste viel verarbeiten, aufarbeiten.
Ich lernte Zusammenhänge erkennen und merkte, dass es Vorboten gab.
Heute würde ich sie erkennen.

Und ich lernte, wie viele Menschen mich in dieser Zeit liebevoll getragen haben.

Allen voran meine Frau.
Die Stütze im Sturm, wobei sie doch selber litt und oft einfach funktionierte. Jeden Tag kam sie in die Klinik, regelte zuhause alles und sprach mir Mut zu. Ohne sie wäre ich geblieben. Ich hatte einfach weder Mut, noch Kraft, noch Energie.

Mein Bruder J.
Ja, er wurde in dieser Zeit mein Bruder. Er schickte mir ein SMS, das ich aufbewahrte und immer wieder las. Telefongespräche, Mails. Später der Samstag mit ihm von Schwellbrunn nach Lüterkofen.

Mein Schwiegervater.
Die Stütze meiner Frau. Rief jeden Tag meine Frau an. Hörte zu und machte wiederum ihr Mut.

Meine Töchter und mein Sohn
Als sie es erfuhren, meldete sich jeder auf seine Weise. Einfühlsam, erschrocken, Hilfe anbietend. Sie gaben mir weiteren Sinn für meine neuen kleinen Ziele.

Meine Nachbarn
Ich spürte förmlich, wie sie an mich dachten. Der Besuch am ersten Samstag zuhause und die herzliche Umarmung von W. Das gibt es nur im Appenzellerland.

Auch C. meine Nichte, schrieb mir in dieser Zeit liebe Nachrichten. Ich wusste nicht, dass es ihr auch schlecht ging.

Lieferanten und Kunden
Es kamen Karten, ein Paket, Mails, ich hätte das nie erwartet. Und sie brachten grosses Verständnis auf.

Und dann folgte die Zeit zuhause.
Die Anfangszeit war schwierig. Ich hatte schlechte Tage, sehr schlechte.
Und meine Frau half mir immer aus diesen Löchern.
Selbst an Tagen, wo sie am Morgen früh um 5 Uhr auf den Zug musste.
Ich musste mich neu kennenlernen, die Situation erfassen.


Weitere Tiefschläge folgten.
Das Abgeben grosser Projekte.
Mein Bruder K. starb an einem Herzinfarkt
Wir erfuhren dass unser Hausbau sich verzögern würde.

Meine persönliche Weihnachten
Und dann erlebte ich meine ganz persönliche - einmaligen Weihnachten:
Da unser Haus noch nicht fertig war, durften wir zur Überbrückung in die Wohnung im Haus meines Neffen.
Sein Kollege R. stellte uns die möblierte Wohnung einfach zur Verfügung, ohne, dass wir ihn persönlich kannten. Weihnachten pur - eine Herberge für zwei, die am Rande der Verzweiflung angelangt waren.
Zwei, die keine Kraft mehr hatten.

Und es kam noch schlimmer
Der Bau verzögerte sich abermals und wir könnten schlussendlich erst am 1. Dezember einziehen statt Anfang Oktober. Auch das organisierte mein Neffe mit R. Wir konnten bleiben.
Sein halber Keller war mehrer Monate mit Material überstellt.
Mir war es nirgends recht, für all diese Unannehmlichkeiten für ihn.

Als wir zusammen mailten, was die "Belagerung" des Kellers kostet, schrieb er mir:

Das mit der Miete wegen dem Lager meinte ich ernst: BITTE vergesst es einfach! Falls Ihr mir trotzdem einen Wunsch erfüllen möchtet: Kusi, schau dass Du wieder komplett fit wirst und gönnt Euch selber mal sowas unglaublich grosszügiges, wie Ihr uns geschenkt habt!

Dass ihm an meiner Gesundheit lag, hat mich berührt. Ich dachte lange darüber nach.



Und nun sind die 3 Tage der kalendarischen Weihnachtszeit vorüber. Ich freute mich - aber nicht wie früher. Die riesengrosse Vorfreude fehlte. Noch immer bin ich müde. Ich schlafe immer noch sehr viel. und die Medis verhindern die Abstürze - aber auch die grosse innerliche tiefe Freude. Und ich wusste nicht, wie die erste Weinachten hier im Mittelland sein würde. Mir war klar, dass ich nicht hierher ziehen kann und die gewohnten Abläufe meiner Kinder mit Einladungen durcheinander bringen konnte und durfte. Das stand mir nicht zu. Niemand hat gewartet, dass ich hierher ziehe.

Doch es kam anders. Meine Schwiegermutter wäre an Weihnachten zum wiederholten Male alleine zuhause gewesen. Meine Tochter A. hat sich dieses Jahr vom Freund getrennt und wäre auch alleine zuhause gewesen. Und auch mein Sohn R. wäre alleine gewesen. So luden wir alle zu uns ein. Der erste Heilgabend seit 13 Jahren mit Gästen. Und es war ein guter Abend. Ich habe gelacht. Ich fühlte mich wohl.

So hatte ich dieses Jahr drei Mal Weihnachten:

- Ich blieb nicht in der Klinik, gute Menschen haben mir geholfen, wieder Horizonte zu sehen
- Wir durften eine schwere Zeit in einer gastfreundlichen "Herberge" verbringen
- Ich feierte fröhliche Weihnachten mit lieben Menschen

Für alle, die mir beigestanden sind:

Johann Sebastian Bach</a> - Suite nº 3, BWV 1068 (Karajan)
 

Danke ! 
  



Mittwoch, 19. Dezember 2012

Erik Satie


Musik, die nichts fordert.

Musik, die einfach erklingt, des Erklingens willen.
Sie fliesst dahin - plätschert leise, förmlich gleichsam einem kleinen Bach im Wald

Das Hören der Musik entspannt.
Man glaubt, aus der Zeit gefallen zu sein.

http://www.youtube.com/watch?v=sKaFVB_AIRo


Letzthin war ich am Waldrand und habe Fotos gemacht. Dabei hat es leicht geschneit und es war ganz still. Ich hörte die Schneeflocken auf die verwelkten Blätter fallen. Ein leises Geräusch, ein dumpfes kurzzeitiges Rascheln. Bei jeder Schneeflocke.


Das Geräusch erinnerte mich an meine Jugendzeit in Grenchen. Wenn ich sehnsüchtig auf Schnee wartete und stundenlang am Fenster hing. Ich erinnere mich an Nächte, wo ich um 23 Uhr noch in die höher gelegenen Gebiete von Grenchen spazierte. Alles war still, die Bäume tropften und langsam mischten sich die ersten Schneeflocken unter den Regen. Ich würde es blind erkennen, dieses Geräusch, wenn Schneeflocken auf Blätter fallen...

http://www.youtube.com/watch?v=bHmMrVPZfsE




Donnerstag, 6. Dezember 2012

Alarmierend

Menschen, die in der IT-Branche arbeiten, haben es gut: Sie haben viel Freiraum, können ihre Kreativität ausleben und genießen außerdem unverschämt flexible Arbeitszeiten. So oder so ähnlich lauten die gängigsten (Vor-)Urteile über das Leben von IT-Beschäftigten. 

Die Realität sieht anders aus.

Das belegt die Studie "Burnout in der IT-Branche", die der ehemalige IT-Manager Tim Sturm im Rahmen seines Studiums "Supervision & Coaching" an der Donau-Universität Krems erarbeitet hat. Sturms Motivation, die tatsächliche Burnout-Gefährdung von IT-Mitarbeitern zu untersuchen, ist eine sehr persönliche: "In meiner 20-jährigen Tätigkeit in der IT-Branche konnte ich den Wandel der Arbeit dort hautnah miterleben, mein Burnout hat mein Leben völlig verändert", gesteht Sturm.
Link zum Artikel >>

Endlich eine Studie, welche meine subjektive Wahrnehmung untermauert: Informatik ist und bleibt das Allerletzte !

Montag, 3. Dezember 2012

ADSL

Im Hinblick auf den Wiedereinstieg in die Berufswelt im Januar habe ich mir heute eine Aufgabe als Test gestellt: Den neuen ADSL-Zugang einrichten.

Ich habe mir genügend Zeit gegeben und habe mir vorgängig Gedanken zum Vorgehen gemacht. Ohne in die Details gehen zu wollen kann ich den Versuch kurz zusammenfassen: Er ging in die Hosen!

Es tauchten unvorhergesehene Probleme auf, welche mich nervös machten. Die Gedanken begannen zu kreisen: "Wieder der selbe Mist", "immer trifft es mich", "EDV ist Schrott" usw.

Ich ging strukturiert vor - zumindest am Anfang. Dann geriet ich in den Denkstrudel nach folgendem Muster: "Nur noch kurz diese Konfiguration, dann gehts". Oder "nur noch kurz dieser Test, dann gehts". Natürlich ging es dann nicht und ich geriet in die Phase, wo ich mich über mich selber ärgerte, dass ich nicht schneller denken kann.

Ich merkte, dass ich längst hätte aufhören sollen. Es kam nichts mehr Produktives heraus. Ins Bett gehen und morgen mit neuen Ideen an das Problem rangehen. Aber ich konnte nicht aufhören und regte mich immer mehr auf.

Um 01:00 kam meine Frau und holte mich von diesem Projekt weg. Wir haben abgemacht, dass ich meine Grenzen selber finden muss und sie mich machen lässt und nur interveniert, wenn es krass wird. Da wusste ich: Es ist genug!

Ich ging ins Bett ... an Schlaf war nicht zu denken. mein Hirn arbeitete weiter. Wie früher. Ich begann mich zu erinnern an all die Nächte, an das Erlebte. Ich wurde nervös - meine Frau versuchte mich zu beruhigen. Aber nur Temesta verhalf mir zu Schlaf.

Eine ungute Erfahrung.