Sonntag, 28. April 2013

Aus dem Fenster

Gestern Samstag war ich so fix und fertig, dass ich mich am Nachmittag ins Bett legte. Dabei entdeckte ich, dass ich von meinem Kopfkissen aus direkt eine schöne Buche sehe. In dieser Jahreszeit wunderbar hellgrün. Zudem schimmern die hellen Blüten von zwei grossen wilden Kirschbäumen durch den Wald.




Ein wunderbarer Ausblick - aber auch akkustisch ein Schmaus. Zum Beispiel wenn die Sonne am Abend untergeht. Dann veranstalten die Vögel ein wahres Konzert. Und kaum bricht der Tag an, pfeiffen sie wieder um die Wette. Ab und zu veranstaltet ein Amsel ein Solokonzert. Das ist dann jeweils speziell hörenswert.

Gestern war das Wetter diesig, es regnete leicht und ich sah diese Buche. Dazwischen etwas Vogelgezwitscher... und ich schlief ein und bin ins Nichts gefallen. Eine Stunde absolut tiefer Schlaf. Unglaublich erholsam.

Musik zum Träumen: Enigma

Samstag, 27. April 2013

Silence

Es ist mir eigentlich ein Rätsel, warum dieser Song nie die Wege in die Charts gefunden hat. Delerium zusammen mit Sarah McLachlan. Es gibt ihn in drei Versionen:

Liveversion

Studioversion

Clubremix

Je nach Stimmung kann ich mir eine der Versionen anhören.
Eher die melancholische wenn es still und ruhig ist.  Wenn ich nachdenke und mir Themen zurechtlege.

Oder dann die Mixversion, wenn ich aufgewühlt und verärgert bin.
Wenn ich fragend den Horizont sehe und in mir denke "warum"?

Warum....

Warum trifft es wieder meine liebe Frau?

Warum?



Dienstag, 23. April 2013

Was man nicht brauchen kann

Ich habe eine Einladung zu einem Geburtstagsfest erhalten.
An und für sich lieb gemeint... ich habe die Einladung auf facebook zuerst gar nicht gesehen.

Hier der chronologische Ablauf der Konversation.


Salü X
Habe die Einladungen gar nie gesehen.. sorry. Danke für die Einladung - ich bin immer noch auf Sparflamme. Habe seit gestern wieder etwa 16h gepennt. Deshalb lieber keine Anlässe.
Grüsse
Y


Ciao Y
Ach so, Du glaubst tatsächlich das es Dich weiterbringt, wenn Du zu Hause vor Deinem Windows-Krüppel Dich über Windows ärgerst - es aber niemals zugeben willst, gleichzeitig Dich über Politik, Wetter und alles rund herum ärgerst welches ein Bit von Deiner Meinung abweicht? Schieb' Dein Arsch aus der Bude, bring' dich unter Menschen, nimm' an Events und Apéro's teil und vor allem an Geburtstagspartys an denen Du gerne gesehen wärst! Heilandsack, das kommt sonst nicht gut! Gib Dir einen Ruck, sag mir nicht zu, aber überrasche mich - es würde mich (uns) freuen! Und wer weiss, vielleicht müssen wir am Freitag-Abend gemeinsam das Zelt festhalten wenn das erste Gewitter über uns hereinzieht, whatever.. KOMM!
Gruss
X


Salü X
Danke für Deine Nachricht, welche gute gemeint ist, das weiss ich. Und danke für Dein Engagement.
Es ist aber eben genau NICHT die Gesellschaft ist, die jemand mit Erschöpfungsdepression braucht und sucht. Auch wenn es gute alte langjährige Verbindungen sind.
Ja, es bringt mich wirklich weiter, in Ruhe über die Dinge nachzudenken, sie kritisch zu hinterfragen und dann je nach dem weiter zu verfolgen oder eben nicht.

Geld ist das eine .... wenn man - wie ich - im Spätsommer 2012 mal so rasch 2 Grossprojekte von insgesammt ca., CHF 600'000 über Bord werfen muss, dann macht man sich schon so seine Gedanken. Vor allem, wenn man zu 50% selber daran Schuld ist weil nicht auf sich selber und seinen Körper gehört hat. Wenn man es zB nur noch mit Temesta geschafft hat, an Termine zu gehen oder krasse Supportfälle zu lösen.
Das Andere - nebst dem Geld - ist aber eben herauszufinden, wie man NICHT mehr in genau das selbe Fahrwasser gerät. Dass man nicht mehr für alle alles machen "muss" - nur für sich selber nichts. In meinem Leben kamen immer zuerst alle anderen. Wenns den anderen gut ging, erst dann gings mir gut.
Nun liegt der Fokus darauf, dass es zuerst mir gut gehen muss, erst dann kann ich für die anderen schauen. Es bringt nichts, anderen zu helfen und dabei selber drauf zu gehen. Oder eben an Anlässe zu gehen, wenn man selber lieber im Wald oder zuhause wäre. Das hat nichts mit den Anderen zu tun, sondern nur mit einem selber.

Ja, es hängt damit zusammen, auch im Beruf Dinge "abzuschneiden", die seit Jahren nur nerven. Projekt1 zum Beispiel. Baldinger & Baldinger lassen grüssen. Ebenso der Balmer. Diese Werbe-Clowns bin ich nun hoffentlich auf Lebzeiten los.
Auch andere Projekte wie S. oder der SL., wo ich unglaubliche Supportleistungen erbracht habe..... und als ich ihn für Architekturleistungen anfraget (sind ja immerhin nur so gegen 90'000 CHF....) bekam ich auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht einmal eine Antwort! Das habe ich dann von einem Tag auf den Anderen abgeklemmt. Punkt ende aus.
Ich muss mir meinen eigenen Weg suchen. Andere kommen bei einer Erschöpfungsdepression nach 6 Monaten erst aus der Klinik.... ich arbeite schon wieder 60%, weil ich im Kopf (nicht körperlich) eine Kampfsau bin.
Und ich werde es wieder schaffen - aber nicht in den alten Geleisen.
Liebe Grüsse
Y


Lieber Y
Was soll man da noch sagen? Ich sehe Widersprüche ohne Ende, Du machst Dir das Leben unnötig schwer und ganz sicher ist kein einziges Geburifest auf dieser Erde für Dein "Problem" verantwortlich. Du machst Dir Gedanken, Du willst Dir Zeit nehmen um sicher zu gehen was Du willst, obwohl Du eigentlich schon genau weisst was Du willst. Schon wieder ein Widerspruch! Du willst und musst als Geschäftsführer Geld verdienen ohne für Kunden zu rennen? Das GIBT ES NICHT - schon gar nicht mehr in unserer Zeit.

In einem stimme ich Dir jedoch 1000% zu, man wähle die seltenen guten Partner sorgfältig und entledige sich der unfähigen (Baldinger, Balmer usw. - in Deinem Falle). Ich habe meine Lehren in den paar wenigen Jahren auch schon gemacht... am besten macht man alles selbst - doch wozu beschäftige ich dann inzwischen 12 Mitarbeiter? Ich habe mir auch schon überlegt, meine IT-Firma zu verkaufen (da teils sehr nervig und weil ich da am meisten sinnlos - aber bezahlt - renne!). Aber eben, ich renne und werde dafür bezahlt! In der IT-Firma zu 200 Franken pro Stunde - andere arbeiten dafür 10 Stunden - ich bin lieber mal flexibler und verdiene dafür 200 Franken pro Stunde statt das ich 10 Stunden à 20 Franken arbeite! Du nicht?

Jammern wir nicht auf hohem Niveau? Hast Du nicht gerade ein neues Haus gebaut? Ich bleibe dabei, schieb' Dein Arsch aus dem Haus, komm' an meine Party - dies würde Dir auch der überteuerte Psycho-Heini raten - garantiert! Greez


Salü X

Ein Pfläschterli drauf - und ein paar Tage später ists dann wieder gut. Oder den Arm ein bischen eingipsen und nach ein paar Wochen ist der Bruch geheilt. Wenns so einfach wäre, bräuchte es keine Burnout-Kliniken, keine Therapien, keine Psychologen und noch viel weniger Literatur drüber. Und man könnte manches Leid vermeiden.

Ruhe ist wohl das Einzige, das hilft. Sich Zeit nehmen und sich Gedanken machen über das Leben, die wichtigen Dinge und Zusammenhänge unseres Daseins. Was ist wichtig im Leben - was nicht. Dinge, über die man in der Hektik des Tagesgeschäfts eigentlich nie nachdenkt. Die heutige Gesellschaft verlangt im Beruf Höchstleistungen und man muss natürlich (vermeintlich) überall dabei sein. Event hier Apero dort, Häppchen am anderen Ort.

Und privat gehts dann meistens im gleichen Stil weiter. Bei vielen bleibt im Leben keine Minute unausgefüllt. Wenigstens dort konnte ich mich erfolgreich meiner Ueberzeugung widmen und mir zumindest etwas Zeit für mich und Daniela freihalten. Die schönsten Wochen waren immer die, wo ich keinen Termin hatte. Oder im Sommer, wenn die halbe Schweiz weg war und die Städte leergefegt waren. Und dann folgte die Enttäuschung, wenn Anfang August die "Roboter" wieder zurückkamen - ich dachte immer: Ach wie schade, wärt ihr nur in den Ferien geblieben...

Selbstverständlich habe ich Widersprüche in mir. Wer schon nicht? Aber genau diese gilt es zu akzeptieren und ins Leben zu integrieren. Seit der Krise lese ich Bücher, ich male, ich schreibe. Dinge für die ich mir vorher nicht im Entferntesten Zeit genommen hätte. Aber wer sich für etwas nicht Zeit nehmen will, der wird halt dann "zwangsmässig" dazu gebracht, sich darum zu kümmern. Spätestens dann, wenn der Körper sagt. Niente, so gehts nicht mehr weiter.

Es ist interessant, wie viele Menschen sich plötzlich öffnen, wenn ich von meiner Erschöpfungsdepression erzähle. Dann haben sie plötzlich früher selber sowas erlebt gehabt oder in der Verwandtschaft kennen Sie jemanden und so weiter. Nicht dass man sich dann in diesen leider gemachten Erfahrungen suhlt - aber man merkt dann, dass man nicht ganz alleine ist und verstanden wird. Ich selber habe früher Leute mit Depression oder Burnout als "nicht belastbar" eingestuft. Habe gedacht: "Naja, die kriegen die Kurve im Leben nicht so ganz". Und zack, ist man selber betroffen. So schnell geht das - und man muss seine Meinung revidieren.
Mein tiefster Hass (und es ist wirklich Hass!) auf diese Scheissinformatik, auf den Internetschrott und all den Hardwarekäse ist nach wie vor da. Es gibt kein Arbeitsgebeit das unbefriedigender ist und das wertlosere Sachen produziert, als dieses Segment. Ich habe mir echt überlegt vollkommen umzusteigen. Irgend was. Gärtner, Handlanger, Harrassen stapeln. Alles und jedes ist sinnvoller als Informatik und Internet! Aber so langsam kriege ich diese Abneigung auch wieder in den Griff. Das Tüfteln und Entwickeln bildet sich langsam wieder aus. In diesem Bereich bin ich meinem Therapeuten und Daniela extrem dankbar. Sie machten mir immer wieder Mut, zeigten mir Wege und Möglichkeiten auf.

Wenn eines sicher ist, dann dass meine Zukunft anders ausschaut als die Vergangenheit. Beruflich habe ich schon sehr zurückgeschraubt - und werde es noch rigoroser tun. Nein, ich "muss" für keinen Kunden mehr rennen. Wer will, dass ich renne, bei dem packe ich grad zusammen oder stoppe die Auslieferung. Finito fertig aus. Das Leben ist mir zu wichtig geworden. Ich habe in meinem Berufsleben manche Feuerwehrübung gemacht für Deppen, die nicht bis vor die Nase denken konnten. Geschweige denn planen. Diese Zeiten sind vorbei. Meckernder Kunde abhaken, löschen. Nächster bitte!

Das heisst nicht, dass ich auch mal Ueberstunden machen werde, oder jemandem etwas in Kulanz repariere oder ersetze. Absolut nicht. Aber halt nur denen, die es schätzen. Dabei denke ich nicht an Geld, mir gehts nur um die Wertschätzung, dass ich mir für den Kunden speziell Zeit nehme.

Ich denke seit geraumer Zeit in "Ringen". Im Zentrum stehe ich. Wenns mir nicht positiv geht, muss ich mich zuerst um mich kümmern, denn sonst kommts nicht gut. Es muss also mir gut gehen, für mich stimmen. Dann kommt meine Frau. Einen Ring weiter aussen die Töchter und der Sohn und der Bruder von Daniela. Dann kommt lange niemand mehr. Dann die Familie. So weit bin ich nun vorgedrungen, dass ich wieder einigermassen an Treffen teilnehmen kann, solange sie zeitlich in einem sehr engen Rahmen verlaufen. Noch vor wenigen Monaten hat mich nur schon das Einkaufen gestresst. Oder einen Kaffee trinken in einer Gartenbeiz!

Eine Erschöpfungsdepression verändert so ziemlich alles im Leben - und stellt Angehörige und Kollegen vor manches kaum überwindbare "Problem". Das extrem Allerwichtigste ist, dass man sein Leben aktiv ändert und umgestaltet und die Hilfe der Profis annimmt - ebenso die Medikamente akzeptiert. Man muss versuchen daraus das Beste zu machen. Und wenn man sich dauernd vor Augen hält, wie man da mal hineingerutscht ist .... und sich bemüht, auf keinen Fall mehr ein zweites Mal diese Erfahrung zu machen, dann ist ein wichtiger Schritt getan.

Ich hoffe, Dir einwenig Einblick gegeben zu haben, was da so alles abgeht in einem. Mein Verhalten hat nichts mit Trägheit zu tun ("heb mal Deinen Arsch"). Tagtäglich investiere ich eine Unmenge innerer Energie in die Genesung. Andere sind monatelang in der Klinik - ich arbeite immerhin schon wieder 60%. Wenn es mir das Masterboot-Record komplett gelöscht hätte wäre ich immer noch in der Klinik - und müsste dort bleiben. Mir ist bewusster als je zuvor - wie schnell es gehen kann. Deshalb setze ich alles daran, gesund zu werden.

Dies so ein paar Gedanken.
Liebe Grüsse
Y

Sonntag, 21. April 2013

So gehts im Leben

Letzten Sommer habe ich eines der Projektedas ich wegen der Krankheit aufgeben musste, dem damaligen freien Mitarbeiter weitergegeben. Alles war vorgespurt, es ging um die Weiterbetreuung des Gesamtprojektes auf Hardwareseite und das Aufstellen weiterer Anlagen.

Es war eine WIN-WIN-Situation. Er konnte absolut gratis ein cooles, langfristiges Projekt übnernehmen, bei dem der Ertrag quasi "gegeben" ist. Ich war froh, dass jemand dieses Projekt weiterführte und so kurzfristig übernehmen konnte.

So weit so gut. Beide hatten etwas davon.

Im Januar ist mir dann wirklich bitter aufgestossen, dass er sich mockiert hat, dass ich Material verrechnete, das ich ihm letzten Sommer schon schon geliefert habe. Ich denke, das war mein mein gutes Recht, das noch zu verrechnen. Denn ich verlangte ihm keinen einzigen Franken für dieses über Jahre vorgespurte Projekt. Da konnte ich also wirklich nicht auch noch Material schenken.Nein, vielmehr lieferte ich ihm sogar noch weitere Anfragen weiter, die ich über meine Website erhielt. Und wie ich erfuhr sind diese Anfragen ebenfalls zu Projekten geworden. Aber nicht wegen ihm, sondern weil mein Firmenname da mitspielte.

Nun, ein paar Monate später wollte ich mich wieder mal auf der Website einloggen und mal schauen, wie weit das Projekt gediehen ist.

Da merkte ich, dass mir der Zugang versperrt wurde, Login unmöglich.
Und ich merkte auch, dass da stand "Realisierung Messnetz und Technischer Support: xyz GmbH".

Da war ich dann schon etwas erstaunt über diese Dreistigkeit. Ich wurde ja nicht mal gefragt, ob das so ok sei für mich. Die Mehrheit der Anlagen dort habe immer noch ich aufgebaut und das Messnetz als Solches ist meiner Idee und Planung entsprungen. Fairerweise müsste also meine Firma nach wie vor ebenfalls genannt werden.


Aber eben, das Wort "fair" kennt ja heute fast keiner mehr.


Ich werds mir entsprechend merken.



Sonntag, 14. April 2013

Caruso

Wieder einmal ein Link zu einem Musikstück das mit mir den Sonntagabend ausklingen lässt.

Caruso mit      Luciano Pavarotti & Lucio Dalla

http://www.youtube.com/watch?v=tRGuFM4DR2Y

Luciano Pavarotti hat mich immer fasziniert, seine Stimme hat mich immer berührt.



Seine Augen strahlen Freude aus - und sind doch traurig.

Bei solchen Musikstücken denke ich über das Leben nach.
Was ist wichtig, was ist unwichtig.
Wofür lohnt es sich einzustehen und wofür nicht.
In welche Richtung geht die Zukunft.


Kürzlich habe ich mir ausgerechnet, was es heisst, täglich eine halbe Stunde auf facebook online zu sein.
30 minuten pro tag
Ergibt 7.6 Tage im Jahr
Macht 152 Tage bis ich 70 bin



152 Tage, 24h andauernd vor dem PC - eigentlich für nichts.

Wie schlimm wäre es, am Ende des Lebens festzustellen, dass man diese 152 Tage eigentlich ganz anders hätte verbringen können?

Mit dem Pfelgen von Rosen
Mit Holzarbeiten
Mit Malen
Mit Lesen
Mit Nachdenken
Mit Waldspaziergängen

Ja, der Entscheid war gut, mich aus Facebook zurückzuziehen und nur noch Wettersachen zu posten.
Facebook ist leider nichtssagend, öde und leer geworden.

Freitag, 12. April 2013

Todmüde

In der Nacht auf Freitag konnte ich lange nicht schlafen.
Ich war nervös.... aber warum?

Die Gedanken kreisten und die wildesten Dinge kamen mir in den Sinn.
Zuerst noch positive....dann langsam, immer wie mehr nahmen die negativen Gedanken oberhand. Daran erinnere ich mich noch, dann schlief ich ein und träumte Sachen, die für 10 oscarverdächtige Hollywood-Thriller ausreichen würden.

Am Morgen stand ich auf und wir assen das Frühstück.
Aber ich mochte nicht richtig, war müde. Abgeschlagen. Down.

Und ich merkte, wie mich äusserst negative Gefühle und Gedanken überkamen. Das Gefühl beängstigte mich. Sehr sogar. Aber in Panik geriet ich glücklicherweise nicht, dann ich habe in der Therapie gelernt, wie das Gefühl verläuft. Dass es ein Ende haben wird. Das nimmt einem den Horror vor der Angst eines möglichen Gesamtabsturzes.

Meine Frau merkte es ...

Und ich ging nochmals schlafen.
Drei Stunden mit den verrücktesten Träumen.
Mal kurz wach, dann wieder im Schlaf.
Mal im Traum, dann wieder kurz im realen Leben - nie recht wissend, wo ich wirklich bin.
Mein nasses Duvet und der nasse Schlafanzug weckten mich.
Durchgeschwitzt.

Danach stand ich auf und fühlte mich besser. An diesem Freitag habe ich eigentlich gar nicht arbeiten können. Wir gingen noch einkaufen und ich habe noch ein paar Sachen eingeräumt. Aber für Arbeit war ich zu stark neben den Schuhen.

Das war ein eigenartiger Tag.



Mittwoch, 10. April 2013

Meeting

Das erste Mal war ich wieder an einem Händlermeeting in Bern.
Gedanken kreisten in meinem Kopf.

"Wird es gut gehen?"

Die ersten 2 Stunden schaffte ich gut, danach wurde es mühsam. Ich konnte den technischen Dingen nicht mehr gut folgen. Und je länger das Meeting andauerte, desto mehr fragte ich mich, was ich dort eigentlich mache.

Firewalls, Gateways, Router, Bridge, VDSL, WLAN, Radius-Server, IPV6

Nein, das sind keine Begriffe aus einem Science-Fiction Film, sondern Netzwerkbegriffe, welche mir eigentlich geläufig sind, zu denen ich vor einem Jahr locker 2 Stunden hätte einen Vortrag halten können - ohne Vorbereitung.

Jetzt allerdings schaut das Ganze etwas anders aus. Ich merkte, wie ich immer noch nicht fit bin.

Dieser Vormitteg mit dem Meeting hat mich regelrecht ausgelaugt.

Irgendwann diesen Frühling oder Sommer muss ich das Firmennetzwerk überarbeiten.
Und ich drücke mich davor.
Ich habe teilweise immer noch die grösste Mühe, mich in abstrakte Zusammenhänge einzudenken. Und noch viel mehr Mühe bereitet es mir, bei der Sache zu bleiben. Dran zu bleiben, bis etwas läuft und korrekt funktioniert.


Montag, 8. April 2013

Zeit

Ich habe es schon fast zur Gewohnheit werden lassen:

Montag bis Freitag trage ich eine Armbanduhr. Am Freitagabend aber versorge ich sie im Spiegelschrank - und nehme sie erst am Montagmorgen wieder hervor.

Das Rätsel der Zeit.

Zeit haben, sich Zeit nehmen.

Zeit als Luxusagut.

Kürzlich las ich, dass ein solothurner Regierungsratsanwärter von sich behauptet, dass er "ultralange Arbeitstage" bestens kenne. Er sei belastbar, sei sich das gewohnt. Sitzungen bis Mitternacht - und um 05:30 klingle wieder der Wecker. Mein erster Gedanke: Ein Roboter mit Duracell-Batterien!

In der Tat hätte ich vor nicht allzu langer Zeit noch mit etwas Argwohn auf diesen Mann geblickt. Die Frage auf der Zunge "Wie schafft er das bloss?". Und vielleicht einwenig Neid als gedanklichen Unterton: "Warum schaffe ICH das nicht?".

Heute lassen mich solche vermeintlichen Leistungsausweise kalt. Mein einziger Gedanke ist jeweils nur, dass das prinzipiell nicht möglich ist. Solche Sachen durchzuhalten ist nur möglich:

- über eine begrenzte, kurze Zeit
- wenn man entsprechende Durchhalte-Chemie schluckt
- oder wenn man blufft

Kein Körper hält das auf lange Zeit durch. Und wer es versucht, wer meint cleverer zu sein als sein Körper, der erhält früher oder später die Antwort von ihm.

Seit meinem Zusammenbruch hat Zeit eine ganz andere Bedeutung. Einen ganz anderen Stellenwert. Ich habe zwar nach wie vor oft das Gefühl, dass wenn ich "untätig" bin, dass ich meine Lebenszeit nicht optimal nutze. Doch es ist die andere Art der Dinge, mit denen ich meine Zeit ausfülle.

Ganz bewusst mit der Zeit umzugehen heisst für mich, dass ich Dinge, die ich tue möglichst bewusst tue.

  • Hänge ich Bilder auf, dann hänge ich diese bewusst auf. Nicht einfach nur, weil ich grad kurz mal freie Zeit zwischen zwei anderen Dingen habe.
  • Wenn ich ein Buch lese, dann lese ich bewusst darin, nicht weil mir grad langweilig ist.
  • Wenn ich im Wald laufe, dann versuche ich im Wald zu SEIN, nicht über die Pendenzen nachzudenken.
  • Wenn ich an meiner Wetterstation etwas baue, dann mache ich es mit Freude und bewusst, weil ich das eigentlich gerne mache.
  • Wenn ich eine Pflanze einpflanze, dann mache ich das liebevoll und nicht, weil sie einfach dort hin muss und sie dort grad passt und ich sowieso in 5 Minuten weg muss.
Klar, es gelingt mir nicht immer.
Aber ich gebe mir Mühe.

Und ich versuche, Zeit mit anderen Menschen ganz bewusst zu erleben. Es sind nicht einfach nur "Termine". Sondern es sind Begegnungen.

Die beste Definition von sinnvolller Zeitnutzung ist für mich immer noch die Überlegung: An was erinnere ich mich dereinst auf dem Sterbebett?
An PC-Programme?
An Projekte?
An Autos, Maschinen, Werkzeug?

Nein. Niemals.

Es werden Menschen sein, Zeit mit Menschen und irgend welche kleinen Begebenheiten mit diesen lieben Menschen
.
Keine grossen Feste.
Keine riesengrossen Ausflüge.
Es werden immer nur die kleinen Feinheiten und Begegnungen sein, an die ich mich erinnern werde.

Und fast hätte ich es vergessen: Die Kätzchen.




Sonntag, 7. April 2013

Manche freilich

von Hugo von Hofmannsthal

 Manche freilich

Manche freilich müssen drunten sterben
wo die schweren Ruder der Schiffe streifen,
andere wohnen bei dem Steuer droben,
kennen Vogelflug und die Länder der Sterne.

Manche liegen mit immer schweren Gliedern
bei den Wurzeln des verworrenen Lebens,
anderen sind die Stühle gerichtet
bei den Sibyllen, den Königinnen,
und da sitzen sie wie zu Hause,
leichten Hauptes und leichter Hände.

Doch ein Schatten fällt von jenen Leben
in die anderen Leben hinüber,
und die leichten sind an die schweren
wie an Luft und Erde gebunden.

Ganz vergessener Völker Müdigkeiten
kann ich nicht abtun von meinen Lidern,
noch weghalten von der erschrockenen Seele
stummes Niederfallen ferner Sterne.

Viele Geschicke weben neben dem meinen,
durcheinander spielt sie all das Dasein,
und mein Teil ist mehr als dieses Lebens
schlanke Flamme oder schmale Leier.

Samstag, 6. April 2013

Frühling


Heute war es das erste Mal wirklich trocken auf der Wiese. Die frühlingshaften Temperaturen fehlen zwar noch - aber trockener Boden ist schon mal ein Anfang. Auch der Wald erwacht aus seinem Winterschlaf und auf den Rundspaziergängen findet man die ersten Blumen. Selbst das Gras wird langsam etwas grüner, saftiger.



Noch vor einem Jahr war das der Startschuss für die Installationsperiode, welche dann bis ungefähr Oktober dauerte. Aufbauen von Wettermessstationen, Inbetriebnahme. Es gab manch schönen Ort, wo ich installierte. Orte mit extremem Weitblick oder Orte mitten in einem Wald und absoluter Ruhe. Ich kann mich an keinen Ort erinnern, wo ich dann nach getaner Arbeit noch eine halbe Stunde (oder mehr), sitzen blieb. Wo ich die Umgebung auf mich einwirken liess, in Ruhe etwas trank oder gegessen hätte und den Ort so wirklich kennengelernt hätte.
Nein, stattdessen räumte ich nach getaner Arbeit die Werkzeuge auf. Im Sommer schweissgebadet und "ulidig", weil ich wusste, dass ich wieder im Stau stehen würde. Im Herbst halb durchgefroren und froh, ins Auto steigen zu können. Ja, es gab sogar auch Winterinstallationen - wie sehr ich da gefroren habe, erinnere ich mich noch gut.

Die Winterinstallationen....
Immer und immer wieder, obwohl ich mir immer schwor, keine mehr zu machen. Und dann hat der Kunde wieder was verpennt, oder es "musste" einfach unbedingt noch sein usw... usw...usw. Die ärgste Installation war bei -8° und Bise. Eine aufwändige Anlage, eine menge Kabel, Drähte, Metallmasten. Hinterher habe ich mich immer verflucht.

Warum mir das in den Sinn kommt?
Diese Woche hatte ich einen ersten Termin ausser Hause bei einem Interessenten. Ja, wieder eine Anfrage für eine installation. Und wie es der Zufall will, trudeln gleich noch zwei andere Anfragen ein. Die Situation hat mich verunsichert, gestresst, ich konnte mich nicht freuen. Im Gegenteil. Es ging mir überhaupt nicht gut. Etwas in mir sträubte sich dagegen. Ein Gefühl wie früher, wenn mein Bauch mich vor schlechten Projekten warnte. Schlecht im Sinne von "Verlustprojekte", übler Kunde, zu kompliziert, unlösbar mit diesem Budget.

Ja, ich konnte mich sehr gut auf meinen Bauch verlassen.

Ich weiss noch, als ich die Website für den jungen Patron des Hotel Krone ausschlug. Ich konnte es einfach nicht. Seine Ideen von modernem Schnickschnackkäse und mit einer Navigation, die komplizierter nicht hätte sein können. Ich konnte es einfach nicht, das passte nicht zur Krone und fertig. Also sagte ich ab. Er rief wieder an und wieder und ich sagte wieder ab und wieder.

10 Jahre später ist die Korne verkauft, das Mobiliar ausgeräumt, die Patronfamilie ausgezogen. Aus einem Traditionshaus mir schier unendlicher Vergangenheit. Ja, ich konnte mich auf den Bauch verlassen. Was nicht passt, passt nicht.

Und jetzt das. Der Bauch meldet sich wieder und rät mir ab. Aber warum? Eine Installation, die wirklich klein ist. Die als Anfang auch sicher gut passt.... doch da sind die Bedenken: Schaffe ich das? Checke ich das alles noch? Habe ich das Vorgehen und die Planung noch im Griff?

Und einwenig tiefer gegraben: Es ist die Angst wieder in das alte Fahrwasser zu gelangen. Vor lauter Projekten nur noch rumzurennen. Vielleicht sogar wieder ein Burnout, eine Depression reinzufahren. Und dann? Ich würde es mir nicht verzeihen!

Und der Kopf sagt: Hey, sei froh, freue dich. Wieder erste kleine Installationsaufträge sind doch cool. Und es sind ja nicht Systemprojekte, sondern einzelne Projekte. Ja, klar, der Kopf hat Recht - aber der Bauch?