Sonntag, 10. März 2013

230 Tage

Vor rund 230 Tagen...

- mitten im Leben
- mitten im Jahr
- mitten  in den Umzugsvorbereitungen
- mitten in den Projekten
- mitten im Bauen

Es waren Tage wie viele andere auch.

Doch meine Batterien waren leer
Die Lager waren nicht mehr geschmiert.
Die Tinte war ausgetrocknet.
Die Pneus hatten keine Luft mehr drin.

Mein Körper war cleverer als ich.
Er teilte mir unmissverständlich mit, dass er auf diese Art nicht mehr funktionieren wollte.
Ich begriff nicht, was vor sich ging.
Ich verlor den Halt und rutschte über eine schräge Fläche.
Keine Chance, mich an irgend etwas festzuhalten.
Keine Griffe, keine Kanten, keine Vertiefungen.
Nichts - nur flach und schräg.

Da rutschte ich also...
... und bin aus dem Leben gefallen.

Jemand hat die Türe geöffnet und ich bin hinausgefallen.




Ich war müde.
Das Denken fiel mir schwer.
Und ich war traurig, melancholisch, sah keine Zukunft, sah alles zusammenbrechen.
Auf mich einstürzen

Das Leben fand ohne mich statt.
Alles was mir vorher wichtig war, schien nun weit entfernt.
Fast unerreichbar.

Die quälenden Gedanken, wie geht es weiter?
Was läuft mit mir ab?

Der Verstand meldet sich und teilt einem mit, dass es ein Medikament gibt und man in ein paar wenigen Tagen wieder auf dem Damm ist. Genau, das wird schon wieder. Der Bauch aber meldet andere Dinge. Unschöne Sachen.

Man mag einfach nicht mehr.

Ich wollte nur noch liegen, schlafen, ausruhen,
Endlich ausruhen.
Nicht mehr denken müssen.
Nicht mehr planen müssen.
Keine Fehler mehr von anderen ausbaden.
Keine Schicksalsschläge mehr, die auf mich herunterprasseln.



In den dicken, behäbigen Mauern fühlte ich mich wohl.
Es hatte für mich keine Bewandnis, dass das die psychiatrische Klinik war.
Im Gegenteil - ich war geschützt und beschützt.

Mein leben war für kurze Zeit auf das Minimum reduziert.
Ein Tisch - ein Stuhl - ein Bett - ein Schrank.




Ich dachte damals am Anfang wirklich, das sich das bald wieder einrenkt...

Und nun sind es 230 Tage geworden.

Schlechte Tage.
Sehr schlechte Tage.
Aber auch gute Tage.
Und die guten Tage werden immer mehr.

Ja, ich kann sogar wieder lachen. Mich über einen Witz freuen.
Ich kriege wieder langsam Lust, etwas zu tüfteln, zu basteln.
Ich kann wieder technische Zeitschriften lesen, ohne dass ich einen innerlichen Hass auf Technik kriege.

Und ich gehe seit wenigen Wochen wieder in die Bibliothek.
Ich habe Bücher über die Sonne gelesen, den Zusammenhang mit dem Klima. Und ich habe verstanden, was ich las und konnte darüber nachdenken, ohne dass ich nach 5 Minuten müde war.

Kürzlich begann ich sogar mit einem Hörbuch, das ich ausgeliehen hatte. Ich schlief nicht ein und konnte mich konzentrieren, konnte der Geschichte folgen und mich in sie einleben, mich dabei vergessen.


Doch es gibt auch nach wie vor die Tage, wo ich gedanklich nicht vom Fleck komme.
Die Pendenzenliste offen - nicht wissend, wo anzufangen ist.
Wo mich dunkler Nebel umgibt.
Wo sich Fragen öffnen.

Zeitlose Tage















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