Samstag, 6. April 2013

Frühling


Heute war es das erste Mal wirklich trocken auf der Wiese. Die frühlingshaften Temperaturen fehlen zwar noch - aber trockener Boden ist schon mal ein Anfang. Auch der Wald erwacht aus seinem Winterschlaf und auf den Rundspaziergängen findet man die ersten Blumen. Selbst das Gras wird langsam etwas grüner, saftiger.



Noch vor einem Jahr war das der Startschuss für die Installationsperiode, welche dann bis ungefähr Oktober dauerte. Aufbauen von Wettermessstationen, Inbetriebnahme. Es gab manch schönen Ort, wo ich installierte. Orte mit extremem Weitblick oder Orte mitten in einem Wald und absoluter Ruhe. Ich kann mich an keinen Ort erinnern, wo ich dann nach getaner Arbeit noch eine halbe Stunde (oder mehr), sitzen blieb. Wo ich die Umgebung auf mich einwirken liess, in Ruhe etwas trank oder gegessen hätte und den Ort so wirklich kennengelernt hätte.
Nein, stattdessen räumte ich nach getaner Arbeit die Werkzeuge auf. Im Sommer schweissgebadet und "ulidig", weil ich wusste, dass ich wieder im Stau stehen würde. Im Herbst halb durchgefroren und froh, ins Auto steigen zu können. Ja, es gab sogar auch Winterinstallationen - wie sehr ich da gefroren habe, erinnere ich mich noch gut.

Die Winterinstallationen....
Immer und immer wieder, obwohl ich mir immer schwor, keine mehr zu machen. Und dann hat der Kunde wieder was verpennt, oder es "musste" einfach unbedingt noch sein usw... usw...usw. Die ärgste Installation war bei -8° und Bise. Eine aufwändige Anlage, eine menge Kabel, Drähte, Metallmasten. Hinterher habe ich mich immer verflucht.

Warum mir das in den Sinn kommt?
Diese Woche hatte ich einen ersten Termin ausser Hause bei einem Interessenten. Ja, wieder eine Anfrage für eine installation. Und wie es der Zufall will, trudeln gleich noch zwei andere Anfragen ein. Die Situation hat mich verunsichert, gestresst, ich konnte mich nicht freuen. Im Gegenteil. Es ging mir überhaupt nicht gut. Etwas in mir sträubte sich dagegen. Ein Gefühl wie früher, wenn mein Bauch mich vor schlechten Projekten warnte. Schlecht im Sinne von "Verlustprojekte", übler Kunde, zu kompliziert, unlösbar mit diesem Budget.

Ja, ich konnte mich sehr gut auf meinen Bauch verlassen.

Ich weiss noch, als ich die Website für den jungen Patron des Hotel Krone ausschlug. Ich konnte es einfach nicht. Seine Ideen von modernem Schnickschnackkäse und mit einer Navigation, die komplizierter nicht hätte sein können. Ich konnte es einfach nicht, das passte nicht zur Krone und fertig. Also sagte ich ab. Er rief wieder an und wieder und ich sagte wieder ab und wieder.

10 Jahre später ist die Korne verkauft, das Mobiliar ausgeräumt, die Patronfamilie ausgezogen. Aus einem Traditionshaus mir schier unendlicher Vergangenheit. Ja, ich konnte mich auf den Bauch verlassen. Was nicht passt, passt nicht.

Und jetzt das. Der Bauch meldet sich wieder und rät mir ab. Aber warum? Eine Installation, die wirklich klein ist. Die als Anfang auch sicher gut passt.... doch da sind die Bedenken: Schaffe ich das? Checke ich das alles noch? Habe ich das Vorgehen und die Planung noch im Griff?

Und einwenig tiefer gegraben: Es ist die Angst wieder in das alte Fahrwasser zu gelangen. Vor lauter Projekten nur noch rumzurennen. Vielleicht sogar wieder ein Burnout, eine Depression reinzufahren. Und dann? Ich würde es mir nicht verzeihen!

Und der Kopf sagt: Hey, sei froh, freue dich. Wieder erste kleine Installationsaufträge sind doch cool. Und es sind ja nicht Systemprojekte, sondern einzelne Projekte. Ja, klar, der Kopf hat Recht - aber der Bauch?





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