Samstag, 27. Oktober 2012

Partnerschaft - Freunde

Eine Partnerschaft oder eine Ehe ist wie ein Brief.
Den Inhalt des Briefes kann man allerdings nur in ganz schlechten Zeiten lesen.

Das will sagen:
Die die zu einem halten, lernt man erst kennen, wenn es einem ganz schlecht geht.


Kürzlich las ich folgenden Satz:

Haben Sie gewusst, dass über die Hälfte von uns allen weder einen Abend mit einem psychisch erkrankten Menschen verbringen noch mit ihm näher zusammenarbeiten möchten? 

Eigentlich erschreckend. Aber halt leider wahr.
Ich war keineswegs anders - auch ich dachte, dass man doch selber aus einer Depression rausfindet. Ja, ich dachte immer, man kann sich selber sogar davor schützen und merkt, wenn man da reinrutscht.

Inzwischen weiss ich es leider besser.


Ich bewundere meine Frau, wie sie immer wieder Zeit und Kraft findet, mit mir über das alles zu reden. Wie sie mich im Gespräch in positive Themen verwickelt, wenn es mir nicht gut geht. Wenn ich traurig bin. Oder wie sie ganz einfach "nur" da ist.

Ich bewundere auch meine Töchter und meinen Sohn, wie sie mir Mails senden oder ein SMS oder anrufen und fragen, wie es mir geht. Die lieben Gespräche, die Angebote für Spaziergänge und vieles mehr.

Ich bewundere J. den Bruder meiner Frau, der mir in die Klinik ein SMS geschickt hat, das ich noch heute gespeichert habe und das ich immer wieder lese. Es hat mich berührt und mitgeholfen, dass ich Zuversicht fand.

Ich bewundere meinen Schwiegervater, der anfangs täglich mit meiner Frau telefoniert hat und ihr bei den Sorgen zugehört hat. Und er tut es noch heute - manchmal mehrmals in der Woche.

Ich bewundere all die Kollegen, die mir Mails schickten und versuchten, mich zu unterstützen.

Ich bewundere einen meiner Lieferanten, der mir ein Paket mit vielen kleinen Paketen als Inhalt schickte. Ein Buch, Schokolade, Wein und klassische CD's. Mit den besten Wünschen zur baldigen Genesung.

Ich bewundere die Kunden, die mir Karten oder Mails schickten. Und mich unterstützten, dass ich nun mal ausruhen muss. Keiner der Kunden war ungeduldig oder ungehalten betreffend der aussergewöhnlichen Situation.

Ich bewundere alle, die mich angerufen haben und ein paar Worte mit mir wechselten. Alle, die mir Mails schickten oder auf facebook Mitteilungen machten.

Ich bewundere die Käufer unseres Hauses, die sich die Zeit genommen haben, einen Abend mit uns zu sprechen und uns Mut zu machen für den weiteren Lebensweg.

Ich bewundere das Team der Klinik Herisau, die sich für jeden Patienten immer die Zeit nehmen für die Betreuung und nachfolgend für die individuellen ambulanten Gespräche.

Ich bewundere alle diese Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich jetzt bin.

Ich bin nicht mehr der gleiche.
Und werde auch nicht mehr so werden wie vorher.
Nein, in dieses Fahrwasser gerate ich nicht mehr.

Danke an alle.



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