Donnerstag, 20. September 2012

Der Kampf

Die letzte Nacht habe ich eigentlich gut geschlafen. Ich erinnere mich aber, dass ich irgend wann mal schweissgebadet erwachte - wohl wegen einem Traum. Aber erinnern kann ich mich dieses Mal nicht mehr. Ganz im Gegensatz zu den vorderen Nächten, wo ich mich am Morgen meist sehr gut an die Träume erinnern konnte.

Den Inhalt der Träume habe ich mal meiner Therapeutin erzählt und sie ordnete allesamt unter dem Sammelbegriff "kämpfen" ein. Das hat mich zuerst etwas erstaunt, doch dann habe ich mal genauer nachgedacht. Und tatsächlich: Eigentlich waren die letzten Jahre ein nie enden wollender Kampf.

Ein Kampf
  • gegen die Technik
  • gegen Lieferanten
  • gegen unzuverlässige Programmierer
  • gegen Termine
  • gegen Preisdrückerei
  • und
  • gegen mich selber
Selten habe ich Projektkonzepte oder Systeme falsch konzipiert oder schlecht geplant. Und wenn, dann wusste ich genau, dass ich selber Schuld war und habe es auch sofort selber ausgebadet und dem Kunden ausch so kommuniziert.

Was viel schlimmer wog, waren all die Fehler und Lieferverzögerungen von Drittfirmen, welche ich beim Kunden ausbaden musste und welche ich NICHT zu verantworten hatte. Heute muss ich sagen: Sie haben mich zermürbt, sie haben mich zynisch werden lassen und sie haben mich zum regelrechten Technikhasser gemacht. Mehr dazu in diesem Bericht.

Meine Träume handeln von Krieg, von Bomben und Angriffen, von ganzen Schlachten und nicht zuletzt: Werde ich meistens erschossen. Diese Träume sind für mich jeweils der reine Horror. Wenn ich irgend einmal real erschossen würde, es wäre für mich nichts Neues, nichts Ungewöhnliches. Ich würde wohl einfach nur denken: Aha, jetzt ist es wirklich so weit.

Ich habe es schon X-Mal erlebt. Ich kenne jedes Gefühl, jeden Schmerz, wenn die Kugel auf dem Körper aufschlägt. Ich träume solche Szenen meist in Zeitlupe und sehe, wie die Kugel sich durch die Haut in die den Körper gräbt. Dann der Beginn des Schmerzes, wenn die Kugel im Körper abgebremst wird und den Stoss, den es dadurch gibt. Wie es das Innere des Körpers zerreisst, wenn die Kugel sich dreht. Ich spüre, wie sich das Blut im Schusskanal sammelt und zu fliessen beginnt. Und dann wird mir im Traum bewusst: Ich bin getroffen worden! Ich spüre die Kugel im Körper und den unsäglichen Schmerz... versuche, mit der Hand das Ausfliessen des Blutes zu verhindern und weiss gleichzeitg, dass es nichts nützt.

Ich weiss dann, dass dieser Situation nicht entkommen kann, dass ich unwiderruflich auf den Tod zusteuere und dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis ich verblute.

Immer wieder diese Träume.

Wenn sie mal weg sind, weiss ich, dass die inneren Kämpfe vorbei sind.
Vielleicht bin ich dann Gärtner und nicht mehr Informatikingenieur...





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