Dienstag, 25. September 2012

Nein

Es kann sein, dass ich langsam alt werde. Es kann auch sein, dass ich durch die Erschöpfungsdepression auf das Thema Technik und Fortschritt "überreagiere". Dennoch bin ich der Ansicht, dass weniger Technik mehr Technik wäre.

Wir leben (leider) in einem Zeitabschnitt, der annähernd in allen Bereichen durch Technik bestimmt ist. Würde die von uns aufgebaute technische Umgebung ausfallen, wären wir komplett verloren. Diese Durchdringung unseres täglichen Lebens mit Technik hat ein Ausmass angenommen, das zunehmend nicht mehr vertretbar ist.

Aufbauend auf die Technik ist auch die Kommunikation zu einem zentralen Thema unseres Lebens geworden. Immer und überall auf so genannte "Informationen" zuzugreifen scheint ein "must" geworden zu sein. Immer und überall erreichbar zu sein ist schon fast Normalität und Kunden und Geschäftspartner erachten es quasi als Menschenrecht, auf Mails innerhalb weniger Stunden - oder am besten sofort - eine Antwort zu erhalten.

Den täglichen Kommunkationswahnsinn kann man problemlos eine gewisse Zeit durchstehen. Anfangs ist es vielleicht sogar cool, mit Smartphones, Tables und Notebook immer und überall erreichbar zu sein. Es ist sicher auch sehr hilfreich, am Abend rasch noch ein wichtiges Dokument fertigzustellen. Doch man muss (sich) auch klare Grenzen setzen. So hat der VW-Konzern veranlasst, dass die Mailserver Abends und in der Nacht sowei am Wochenende geschlossen bleiben. Eine sehr weise Entscheidung. Und neuerdings gibt es sogar Hersteller, die eine spezielle Mail-Lösung für KMU anbieten, welche zu definierbaren Zeiten eine Anwort senden, im Stil von: "Sie mailen uns ausserhalb unserer Geschäftszeiten, wir melden uns wieder, wenn...".

In Kursen und Beratungsgesprächen rund um eine Erschöpfungsdepression lernt man "ja" zu sagen zum Zustand, in den man sich befindet. Zu den Gefühlsstrudeln, die man durchleben muss. Ja-sagen als Beginn eines Besserungs- und Heilungsprozesses. Das habe ich inzwischen begriffen.

Aber genau so intensiv und vehement sage ich nach dem Erlebten nun auch NEIN !

Nein zu immer mehr Kommunikation
Nein zu immer schnelleren Abläufen
Nein zu immer mehr Technik
Nein zu immer mehr Aufgaben
Nein zu immer mehr Wachstum
Nein zu immer mehr Umsatz

NEIN, liebe Leute
  • Wenn mein Gefühl mit bei einer Auftrags- oder einer Projektanfrage negative Signale aussendet, dann lehne ich es in Zukunft kompromisslos ab. 
  • Wenn ich merke, dass nachts wieder an technischen Problemen rumstudiere, dann habe ich bereits zuwenig "nein" gesagt.
  • Der Umsatz darf NIE mehr das Ziel sein. Es soll immer die Arbeit und die Freude an der Arbeit sein.
  • Technik: Seien wir ehrlich: Schrott. Nein zu immer noch mehr Technik. Lieber ganz nach dem Motto: "as simple as possible !".
  • Kunden-Termindruck: Wenn das Eintrifft, eigenen Termin untermauern oder Auftrag annulieren.
 Zu welchen Themen ich im Berufsleben glücklicherweise schon immer nein gesagt habe:
  • Sinnlos-aperos, wo man hingeht um scheinbar neue Kontakte zu knüpfen. Eine dümmere Ausrede für Cüplisauferei und Lachsbrötliverzehr gibt es im Geschäftsleben kaum.
  • Ausstellungen und Messen. Nach Jahren der Erfahrung als Standpersonal bei mehreren Firmen aber auch als Messebesucher selber gibt es nur ein Fazit: Rausgeworfenes Geld, rausgeworfene Zeit! Das allerschlimmste sind Firmen, die für Kunden (oder Bestellungen!!!) keine Zeit haben, weil das Personal "grad auf eine Messe ist"...
  • So genannte Kundenevents. Das ist Selbstbetrug in Reinform. Kein einziger Kunde bleibt wegen einem Kundenevent einer Firma treu. Es kommt nach wie vor auf gute Produkte und guten Service an.
 

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