Mittwoch, 12. September 2012

Rot

Einpacken, einräumen, sortieren, demontieren. Das war die Hauptbeschäftigung den Tag über. Es geht langsam aber sicher dem Zügeltermin entgegen. Und das sind Arbeiten, die ich gut verrichten kann, die mich nicht "schlauchen".

Am Mittag durfte ich wieder in die Gesprächstherapie. Diesmal war diese etwas still, da ich von meinem Bruder K. und dessen Tod Erzählte.  Der Tod von meinem Bruder beschäftigt mich schon - vor allem innerlich.
Wenn ich es mir genau überlege, dann ist ja auch mein Bruder H. vor 8 Jahren wegen dem Stress und den Widrigkeiten im Informatiksektor an einem Herzinfarkt gestorben. Zuletzt hatte er die ganze Informatikabteilung einer grossen Firma geleitet. Und das als Maschineningenieur! Er musste also ganz am Schluss seines Arbeitslebens nochmals extrem umschulen, alles neu lernen. Und dazu den Stress, den die Informatik mit sich bringt aushalten.

Genau so war es bei Kurt. Ich konnte vor Kurzem am Geburtstag von M. mit ihm über dieses Thema reden. Er hatte die Informatik bis obenhin satt. Und er war von Anfang an dabei - quasi seit der damaligen Grossrechnerzeit. Beide Brüder durch die Informatik verloren und ich selber habs bis zur Erschöpfungs-Depression gebracht.

Ein trauriger Erfolg !

Ich hasse die Informatik. Ich verabscheue sie regelrecht. Ein Schrottarbeitsgebiet. Man hat für alles zuwenig Zeit. Alles sind Individuallösungen - sollten aber in der Zeit einer Standardlösung relaisiert sein. Kosten darf es sowieso kaum etwas und der Support sollte dann - bitteschön - 24 Stunden verfügbar sein und auch am Samstag und Sonntag hat man präsent zu sein. Wie manche EDV-Umstellung habe ich früher (im Anstellungsverhältnis) am Wochenende gemacht, nur damit der Geschäftsbetrieb für die damaligen 50 Mitarbeiter nicht tangiert wurde. Wie manche... Heute könnte ich mich dafür stundenlang schlagen. Ich wäre in dieser Zeit viel besser mit meinen Kindern in den Wald gegangen. Hätte mit ihnen im Garten spielen können oder in der Badi planschen.

Nein, stattdessen hat man eine Umstellung geplant, hat am Sonntagmorgen begonnen und statt dass man am Abend fertig gewesen ist, löste man aufgetretene Probleme bis fast am Montagmorgen. Und wenn dann am Montagmorgen von den 30 Anwendungen 2 noch nicht sauber liefen, wurde man von den Mitarbeitern angesaut und schräg angesehen: "Die Informatiker wieder, halt einfach unfähig".

Wenn ich zurückdenke und dafür ein unanständiges Wort gebrauchen darf: "En huere-schiisdräck"!

Und heute ist es nicht besser - alles ist nur noch schlimmer. Der Zeitdruck grösser, die Komplexität extrem. Die Probleme grösser und die Ausfallzeiten dürfen quasi nur noch NULL sein. Lieferanten verarschen die Händler und man wird einfach zum Betatester. Reklamationen werden verniedlicht oder verschlampt.

Ist / war das noch ein Arbeiten?

Nein !

Ich werde mich für Kunden aus diesem Gebiet zurückziehen, ich mache mich nicht kaputt für diese Mistinformatik. Wenn, dann einfach für mich, intern. Wo ich Zeit habe, die Sachen sauber zu realisieren.



Ich erhielt von der Gesprächstherapeutin wiederum den Rat, während der Depression keine beruflichen Veränderungen einzuleiten. So weit wie möglich halte ich mich an diesen Rat.

Nach der Gesprächstherapie war meine geliebte Kunsttherapie an der Reihe. Die selbstgemachte Leinwand und das letzte Mal mit Dispersion grundierte Malfläche war getrocknet. Ich konnte beginnen.

Ziellos
Nach Gefühl
Ohne Zeitdruck
Einfach drauflosmalen

Das Bild ist meinem verstorbenen Bruder Kurt gewidmet








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